Pathologische Vollremissionsprognose
Immuntherapie
Das triple-negative Mammakarzinom bietet keine Angriffspunkte für eine gezielte Therapie, wie wir sie in den vorherigen Blogbeiträgen über Her2/neu- und hormonrezeptorpositive Tumoren vorgestellt haben, da weder der Oberflächenrezeptor Her2 noch einer der beiden Hormonrezeptoren für Östrogen oder Progesteron vorhanden sind (deshalb „Triple'-negativ).
Andere Optionen der zielgerichteten Behandlung sind noch nicht etabliert, daher erhalten Frauen mit einem triple-negativen Mammakarzinom eine unspezifische Chemotherapie - mit bisher leider ungünstiger Prognose. Die Möglichkeiten, Reparatur-Gene mit sogenannten PARP-Inhibitoren auszuschalten, stellen beim triple-negativen Brustkrebs einen weiteren Forschungsansatz dar, der allerdings in Deutschland noch keine Zulassung erfahren hat. Darauf werden wir in einem späteren Newsletter genauer eingehen.
Ansatz: Immuntherapie mit Durvalumab
In den vergangenen Jahren haben sich zahlreiche Immuntherapien gegen die Kontrollpunkte der Immunabwehr gegen Krebszellen als wirksam erwiesen. Darunter befindet sich auch Durvalumab, das u.a. bereits beim nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom sowie bei Urothelkarzinomen vielversprechende Resultate erbrachte.
Die German Breast Group präsentierte auf der ASCO-Konferenz im Juni die Ergebnisse der GeparNuevo-Studie. In dieser Studie wurde der Nutzen von Durvalumab für Patientinnen mit triple-negativem Brustkrebs untersucht.
Studie: Kombination mit Chemotherapie
Patientinnen kamen als Probandin in Frage, wenn sie
- Ein triple-negatives Mammakarzinom erstmalig diagnostiziert bekamen und zuvor keine Therapien erhalten hatten.
- Das Stadium cT1b-cT4d vorlag
- Ein Ki-67-Status auf aktive Zellteilung hindeutete.
Zusätzlich wurden die Anzahlen der stromalen, tumorinfiltrierenden Lymphozyten gemessen. Diese erlauben möglicherweise Schlussfolgerungen auf eine starke Immunreaktion. Je nach Infiltrationsstärke wurden die Patientinnen in drei Gruppen unterteilt: niedrige, mittlere und hohe Infiltration.
Für die Behandlung wurden die Studienteilnehmerinnen in zwei Gruppen aufgeteilt: Eine Gruppe erhielt Chemotherapie plus Durvalumab, die andere Gruppe stattdessen ein Placebo.
Der Zeitplan stellte sich wie folgt dar:
- Nach einer Biopsie, welche die notwendigen Charakterisierungen des Tumors ermöglichte, erhielten die Patientinnen für die Dauer von zwei Wochen Durvalumab bzw. ein Placebo.
- Nach einer erneuten Biopsie erhielten alle Patientinnen das Zytostatikum nab-Paclitaxel plus Durvalumab bzw. Placebo über einen Zeitraum von zwölf Wochen.
- Nach Bewertung des klinischen Ansprechens erhielten beide Gruppen neben Durvalumab/Placebo acht Wochen lang Epirubicin und Cyclophosphamid.
- Abschließend erfolgte die operative Entfernung des Tumors, sofern der Ablauf nicht unterbrochen wurde.
Therapieabbruch und Sicherheit des Medikaments
Gründe für ein Absetzen der Therapie waren:
- Fortschreiten des Tumors (Progression)
- Persönliche Entscheidung bzw. Entscheidung des behandelnden Arztes
- Unerwünschte Nebenwirkungen
- Immunologische negative Nebenwirkungen
Relativ häufig trat das Vorkommen hämatologischer Toxizitäten auf. Dabei manifestierten sich Anämien in leichter Ausprägung sehr häufig - mit 94 % bzw. 96 % waren sie in beiden Gruppen in zumindest leichter Form vertreten. Schwerwiegend waren sie lediglich bei 2,2 % und 2,4 % der Patientinnen.
Sehr häufig traten auch Neutropenien auf, die in etwa 40 % der Fälle höhergradig waren. Sie kamen jedoch in beiden Gruppen in gleichem Maße vor und sind auch bekannte Nebenwirkungen der Zytostatika.
Immunologische Toxizitäten waren ebenfalls in beiden Gruppen in ähnlichem Umfang vorhanden. Allein die Auswirkungen auf die Schilddrüse (Hypothyreose als auch Hyperthyreose) traten in der Durvalumab-Gruppe etwas häufiger auf. Diese immunologischen Nebenwirkungen sind allen Checkpoint-Inhibitoren gemein, gehen jedoch selten mit gravierenden Nebenwirkungen einher.
Insgesamt gelangen die Verfasser der Studie zu dem Ergebnis, dass das Medikament gut verträglich ist.
Effektivität
Das Ziel lag in der pathologischen Komplettremission (pCR, kurz für pathologisch komplette Remission), die von 53,4 % der Patientinnen in der Durvalumab-Gruppe und von 44,2 % in der Placebo-Gruppe erreicht wurde. Die pCR-Rate ist ausschlaggebend für das spätere Rückfallrisiko: eine komplette Remission des Tumors nach neoadjuvanter Therapie schützt Brustkrebspatientinnen vor einem späteren Wiederauftreten der Erkrankung.
In bestimmten Untergruppen zeigten sich besonders hohe Raten der pathologischen Komplettremission. Betrachtet man die Subgruppen, so beträgt die pCR 61 % bei Patientinnen, die zuerst Durvalumab erhielten, im Vergleich zu einer pCR von 38 % bei Patientinnen, denen zuerst die Chemotherapie verabreicht wurde. Der Vorteil von Durvalumab war insbesondere bei Patientinnen mit höhergradigen Tumoren (Stadium IIa und höher) erkennbar: Bei Frauen mit einem Stadium von IIa und höher betrug die pCR 55,4 %, während sie bei Brusttumoren geringeren Grades 38,6 % betrug.
Die Behandlung spricht bei jüngeren Patientinnen besser an. In der Subgruppe der unter 40-jährigen Patientinnen liegt die pCR-Rate bei 69,2 %, während sie bei den über 40-jährigen Frauen 42,9 % beträgt.
Auch beim triple-negativen Mammakarzinom gibt die Immuntherapie Anlass zur Hoffnung auf ein verlängertes progressionsfreies Überleben. Noch ist sie in Deutschland in diesem Anwendungsbereich nicht zugelassen, kann aber im Off-Label-Use bei Ihrer Krankenkasse beantragt werden, sofern zugelassene Therapiealternativen ausgeschöpft sind.
Sprechen Sie uns an - wir stehen Ihnen dabei gerne unterstützend zur Seite.