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Nächstes Konzert der Böhsen Onkelz

Über Böhse Onkelz

Im November 1980 formierten sich Stephan Weidner (1963, Bass), Kevin Russell (1964, Gesang) sowie Peter &34;Pe&34; Schorowsky (1964, Schlagzeug) in Hösbach bei Aschaffenburg zu einer Band, die später zur erfolgreichsten deutschsprachigen Rockgruppe aller Zeiten avancieren sollte: Die Böhsen Onkelz. 1981 stieß Matthias „Gonzo' Röhr (1962, Gitarre) als viertes Bandmitglied hinzu, seitdem existiert die Besetzung unverändert. Um die Anfänge der Onkelz ranken sich diverse Mutmaßungen, Unwahrheiten und eine Menge gefährliches Halbwissen. Die von vielen Kritikern wahrgenommene Brisanz rund um die Vergangenheit der vier Musiker ist freilich nur dann wirklich umstritten, sofern man sich nicht mit dem Thema auskennt.

In den frühen Phasen ihrer Bandgeschichte spielten die Onkelz vor einer kleinen, aber überaus lebendigen Frankfurter Punk-Szene, mit der sie sich identifizierten und die einen immensen Einfluss auf das Denken und Handeln der Band ausübte. Erste Demotapes, die musikalisch kaum mehr als in drei Akkorden verpackte Wutausbrüche waren, belegen eine Ära, in der Hippies gleichermaßen zum Feindbild der jungen, gerade erwachsen gewordenen bunthaarigen Onkelz gehörten, wie Polizisten, Spießer und „Türkengangs'. Der immer wieder angeführte, von Kritikern jedoch bis heute selten selbst gehörte Track &34;Türken raus&34; entspringt den ersten Gehversuchen der Böhsen Onkelz als Punk-Band. Der brutale und definitiv ausländerfeindliche Inhalt basierte auf Straßenkämpfen mit türkisch dominierten Jugendgruppen, die in den frühen Achtzigern in Frankfurt oft zum Feindbild der Punks wurden. Es war kein politisches Statement und hatte mit den verachtenswerten, von den Medien in den Neunzigern bis zur Unerträglichkeit hochgejubelten Songs der Rechtsrockbands nichts gemein. 1983 wandten sich Weidner, Röhr, Schorowsky und Russell von der Punk-Szene ab, die immer mehr von Personen durchsetzt war, die versuchten, die politisch neutrale Frankfurter Punk Szene auf links zu trimmen. Die Oi!- und Skinheadbewegung schwappte aus dem Vereinigten Königreich nach Deutschland. 1984 erschien das erste Skinhead-Album der Onkelz. Es sollte das einzige bleiben, bei dem alle vier Bandmitglieder mit voller Überzeugung dem „Spirit of 69' - dem Skinhead-Kult - anhingen. Bereits 1985, nur ein Jahr später, hatte die Band auch die Nase voll von der noch sehr jungen Glatzen-Szene. Es gab zu viele Neue, Mitläufer ohne Plan, Skins, die glaubten, es ginge nur um Gewalt und Provokation. Die Skinhead-Szene rutschte immer weiter nach rechts ab. Von diesem Zeitpunkt an distanzierten sich die Onkelz von ihr.

Nach ihrem Ausstieg aus der Skinhead-Szene - wohlgemerkt in einer Zeit, in der die Onkelz deutschlandweit als beste und glaubwürdigste Glatzenband galten - wendete sich die Frankfurter Gruppe dem Hardrock-Genre zu, und die Bandmitglieder begannen, sich neu zu orientieren und ihren Horizont zu erweitern. Auch privat bauten Stephan Weidner, Gonzo Röhr und Pe Schorowsky neue Freundeskreise auf. Skins oder Hooligans spielten keine Rolle mehr in ihrem Leben, Stephan unternahm lange Reisen mit engen Freunden. Kevin Russell hingegen versank immer tiefer in einem Strudel aus Drogen- und Gewaltexzessen. Er nahm beides in Kauf - ohne Rücksicht auf Verluste. Anfang der Neunziger waren die Onkelz auf bestem Weg in die musikalische Professionalität, trotz aller Probleme, die ihnen ihr Sänger bereitete, der inzwischen süchtig und schwer alkoholkrank war. Ihr 92er Album &34;Heilige Lieder&34; chartete auf Platz fünf der Longplay-Hitparade und löste damit einen handfesten Skandal in der deutschen Musikindustrie aus, die mit dem Charteinstieg der Frankfurter nicht zurechtkam und deren Speerspitze ein überaus großes Problem mit den Onkelz zu haben schien. 1992 war aber auch das Jahr, in dem die ausländerfeindlichen Übergriffe in Deutschland ihren vorläufigen traurigen Höhepunkt erreichten. Die Band sah sich einem Kreuzfeuer der Anklage ausgesetzt, aber Weidner und Röhr scheuten kein Interview und bezogen überall Stellung. Vor allem Stephan musste sich von Talkshow zu Talkshow immer wieder denselben Fragen und Anschuldigungen stellen. Noch im Folgejahr, in dem die Onkelz zeitgleich mit zwei Veröffentlichungen (&34;Schwarz&34; und &34;Weiß&34;) erneut in den Top-Ten der deutschen Charts vertreten waren, wurde durch eine immer verzerrtere Berichterstattung in der Presse deutlich, dass dieses Land der Band keine Bewusstwerdung, Veränderung und längst eingesehene Fehler zubilligen wollte. Zu groß waren die Vorurteile, zu ängstlich waren die Verantwortlichen. Fortan würden die Onkelz auf eigene Faust agieren und beispielsweise selbst Rock-Gegen-Rechts Konzerte organisieren, wenn man sie schon bei den großen Veranstaltungen nicht dabei haben wollte. Das soziale Engagement der Band wuchs von Jahr zu Jahr - ohne, dass sie es den Journalisten jemals auf die Nase gebunden hätten. Sie unterstützen Opfer rechter Gewalt, engagieren sich für benachteiligte Kinder und Menschen in Entwicklungsländern und sind generell Vorbilder und Wegbereiter für ihre Fans - und in unzähligen Fällen auch verantwortlich für den Ausstieg von Jugendlichen aus der rechten Szene.