Kleiner brauner Greifvogel
Königreiche der Lüfte, Jagdgefährten, Naturwunder - die Greifvögel Deutschlands sind beeindruckend und begleiten den Menschen seit Jahrtausenden. Ein Überblick über die zehn häufigsten Greifvogelarten.
In Deutschland wird die Gesamtzahl der Greifvögel auf etwa 330.000 Individuen geschätzt. Mit einer Flügelspannweite von 2,50 Metern zählt der Seeadler als größter einheimischer Greifvogel sogar zu den Wappentieren des Landes.
Während manche Adlerarten stark gefährdet sind, weisen Greifvogelarten wie der Mäusebussard stabile Bestände auf. Hier stellen wir zehn der häufigsten und schönsten Greifvogelarten Deutschlands vor.
Mäusebussard (Buteo buteo)
Der Mäusebussard zählt zu den häufigsten Greifvogelarten in Europa. Die deutsche Population wird auf rund 100.000 Exemplare geschätzt. Mit einer Flügelspannweite von bis zu 1,30 Metern ist dieser Greifvogel ein häufiger Anblick am Himmel, wo er auf der Suche nach Beute kreist.
Der charakteristische, laute Schrei des Mäusebussards ist auf Spaziergängen oft zu hören. Dieser dunkelbraune und weiß gefiederte Greifvogel bevorzugt offene Landschaften mit Wiesen, Feldern und Äckern zur Jagd. Oft sitzt er auf Zäunen oder Weidepfählen, um nach Beute Ausschau zu halten. Seine Nahrung besteht aus Kleintieren, und er nistet vorzugsweise in kleinen Waldgebieten.
Turmfalke (Falco tinnunculus)
Rein wissenschaftlich gesehen, zählen Falken nicht zu den Greifvögeln, doch sie ähneln diesen in Aussehen, Lebensweise und ökologischer Funktion.
Sie, die sich schon immer über einen Beutegreifer gewundert haben, der im Flug fast zu schweben scheint? Die Antwort ist der Turmfalke. Dieser etwa 35 Zentimeter große Jäger jagt gerne Mäuse in offenen Wiesenlandschaften. Interessant ist, dass Turmfalken im Gegensatz zu uns Menschen auch infrarotes Licht sehen können und so Kot- und Urinspuren von Nagetieren im Gras verfolgen können, um diese von oben zu finden.
Als sogenannte „Kulturfolger' nistet der Turmfalke mittlerweile nicht nur mehr in Baumhöhlen, sondern auch häufig in Städten, in der Nähe von Menschen. Kleinere Vögel stehen ebenfalls auf seinem Speiseplan. Allein in Berlin leben zwischen 200 und 300 Brutpaare. In Deutschland leben etwa 100.000 Turmfalken. Erkennbar ist sein rotbrauner Rücken mit kleinen schwarzen Flecken.
Sperber (Accipiter nisus)
Mit etwa 35.000 Individuen ist die Sperberpopulation in Deutschland geringer als die des Mäusebussards oder Turmfalken. Da dieser bis zu 40 Zentimeter lange Greifvogel eher im Wald nistet und jagt, ist er nicht so leicht zu beobachten. Ein besonderes Merkmal: Das Weibchen ist größer als das Männchen.
Sperber ernähren sich hauptsächlich von kleineren Vögeln wie Spatzen oder Meisen. Gelegentlich jagen sie auch Tauben oder Hühner. Die Oberseite des Gefieders ist grau-blau (Männchen) bis beige-braun (Weibchen). Die Unterseite zeigt auffällige Querstreifen - bei Weibchen heller und bei Männchen fast orangerot. Der Sperber ist in Deutschland geschützt. Früher waren die Bestände aufgrund von Pestiziden gefährdet. Mittlerweile haben sich die Populationen erholt.
Habicht (Accipiter gentilis)
Im Flug ähnelt der Habicht dem Sperber durch sein quergestreiftes Bauchgefieder, aber im Sitzen wird der Unterschied schnell deutlich. Habichte sind mit ihren etwa einem Kilogramm Körpergewicht und einer Größe bis zu 60 Zentimetern deutlich größer als Sperber. Als Nistplatz brauchen Habichte alten Baumbestand und entsprechende Wälder.
Sie jagen kleine bis mittelgroße Vögel und Kleintiere. Anders als viele andere Greifvogelarten in Deutschland jagen Habichte in Bodennähe, indem sie vorhandene Hecken, Bäume oder Gebäude in Siedlungen als Deckung nutzen. In Deutschland wird die Zahl der Habichte auf etwa 30.000 Vögel geschätzt.
Rotmilan (Milvus milvus)
Männchen und Weibchen des Rotmilans sehen sich sehr ähnlich, unterscheiden sich jedoch in Größe und Gewicht, wobei das Weibchen tendenziell schwerer ist. Dieser hellbraune bis rotbraune Greifvogel hat eine Flügelspannweite von bis zu 1,70 Metern und eine Größe von 60 bis 80 Zentimetern. Der Rotmilan ist im Flug vor allem durch seinen gegabelten Schwanz erkennbar.
In Deutschland leben etwa 25.000 Tiere. Sie ernähren sich hauptsächlich von Kleintieren wie Hasen, Maulwürfen und Mäusen. Ein besonderes Verhalten des Rotmilans ist das Sonnenbaden auf dem Boden, wobei er seine Flügel komplett ausbreitet. Rotmilane können bis zu 30 Jahre alt werden, was sie zu den ältesten Greifvögeln in Deutschland macht. Im Durchschnitt liegt das maximale Alter bei etwa 20 Jahren.
Wespenbussard (Pernis apivorus)
Der Name verrät die Nahrungspräferenz: Im Gegensatz zu vielen anderen Greifvögeln ernährt sich der Wespenbussard hauptsächlich von Wespen und Bienen. Er fängt Wespen im Flug oder findet und plündert deren Nester. Dabei gräbt er diese mit seinen Krallen aus dem Boden.
Dieser braune und graue Greifvogel mit etwa einem halben Meter Körperlänge und einer Flügelspannweite von etwa 1,5 Metern nistet in hohen Bäumen, selten am Waldrand. Als Zugvogel verlässt er Europa im Winter und zieht nach Afrika. Die deutsche Population wird auf rund 20.000 geschätzt.
Rohrweihe (Circus aeruginosus)
Auch die Rohrweihe ist ein Zugvogel. Dieser bis zu 55 Zentimeter große Vogel verlässt Deutschland meist bis Ende Juli und zieht nach Afrika, bevor er im März/April wieder zurückkehrt. Männchen und Weibchen unterscheiden sich in der Färbung stark. Die Männchen sind bräunlich mit blaugrauem Schwanz und schwarzen Flügelspitzen, Kopf und Brust sind gelb-weiß. Die Weibchen sind dagegen dunkel gefärbt.
Rohrweihen haben eine Flügelspannweite von bis zu 1,30 Metern und jagen vor allem Singvögel und Jungtiere. Die Rohrweihe überrascht ihre Beute, indem sie sich im schaukelnden Flug dicht über dem Boden oder Wasser nähert. In Deutschland leben etwa 15.000 Rohrweihen.
Schwarzmilan (Milvus migrans)
Der Schwarzmilan hat die Größe eines Mäusebussards und bewohnt bevorzugt Gebiete in der Nähe von Gewässern. Die Zahl der Schwarzmilane in Deutschland wird auf etwa 8000 geschätzt. Ihre Nistplätze befinden sich häufig in hohen Bäumen an Seen oder Flüssen. Der Schwarzmilan ernährt sich von Kleintieren wie Hasen oder auch Fischen, die durchaus sein eigenes Gewicht von bis zu einem Kilogramm haben können. Auch Aas, zum Beispiel überfahrene Tiere an Straßen oder Fischereiabfälle, bilden einen Teil ihrer Nahrung.
Schwarzmilane jagen auch Beute von anderen Greifvögeln. Sie verfolgen ihre Konkurrenten im Flug, bis diese die Beute fallen lassen oder ausspucken. Bei Waldbränden wurde beobachtet, dass Schwarzmilane brennende Zweige transportierten und fallen ließen, um dadurch Kleintiere zur Flucht zu zwingen.
Baumfalke (Falco subbuteo)
Mit etwa 7000 Exemplaren ist der Baumfalke nach dem Turmfalken die zweithäufigste Falkenart in Deutschland. Obwohl der etwa 35 Zentimeter große Vogel im Flug zunächst wie ein großer Mauersegler wirkt, sind die rostrot gefärbten Beine und der von unten gleichfarbige Schwanz schnell erkennbar.
Der Baumfalke nistet gerne an Waldrändern, in Baumgruppen oder auf freistehenden Bäumen, oft auch in alten Krähennestern. Manchmal bauen sie auch Nester auf Hochspannungsmasten. Er jagt kleine Vögel wie Schwalben, Drosseln oder Finken, ernährt sich aber auch von Libellen, Käfern oder fliegenden Ameisen, die er im Flug erbeutet. Der Baumfalke überwintert im südlichen Afrika.
Wanderfalke (Falco peregrinus)
Der Wanderfalke ist mit rund 2000 Exemplaren in Deutschland vertreten. Während die Bestände in den 1970er Jahren vor allem durch Pestizide stark zurückgingen und gefährdet waren, nimmt ihre Zahl inzwischen wieder zu. Der Wanderfalke kann bis zu 58 Zentimeter groß werden und eine Flügelspannweite von rund 1,20 Metern erreichen.
Er kommt auf allen Kontinenten vor, außer in der Antarktis. Wanderfalken jagen fast ausschließlich Vögel im Flug. Dabei erreichen sie beeindruckende Geschwindigkeiten von 320 km/h bis 390 km/h. Damit ist der Wanderfalke das schnellste Tier der Welt.