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Morbus Basedow und Schwangerschaft

Schwangerschaft und Schilddrüse

In der Schwangerschaft ist eine besondere Aufmerksamkeit für die Schilddrüse vonnöten: Schilddrüsenerkrankungen können sich neu zeigen und bekannte Schilddrüsenerkrankungen bedürfen häufigerer Kontrollen.

Was geschieht mit der Schilddrüse während der Schwangerschaft?

Vom Beginn der Schwangerschaft an erhöht sich bei der Mutter der Bedarf an Schilddrüsenhormonen, da das Kind ebenfalls versorgt werden muss. Das Schwangerschaftshormon Beta-hCG stimuliert die Hormonproduktion der Schilddrüse. Für die Bildung von Schilddrüsenhormonen benötigt der Körper Jod, daher steigt auch der Jodbedarf. In dieser Zeit ist es obendrein ganz normal, dass sich die Schilddrüse ein wenig vergrößert. Die gesunde Schilddrüse kann sich diesen Gegebenheiten anpassen.
Besonders bis zur 12. Schwangerschaftswoche ist das Baby von der Schilddrüsenhormonproduktion der Mutter abhängig. Erst danach kann das Baby selbst geringe Mengen an Schilddrüsenhormonen produzieren. Der Regelkreis zur Steuerung der Schilddrüsenhormonproduktion beim Kind ist jedoch erst Wochen nach der Geburt vollständig ausgereift.

Ich bin schwanger und muss plötzlich Schilddrüsenhormone einnehmen - weshalb?

Die gesunde Schilddrüse kommt mit den speziellen Anforderungen der Schwangerschaft ohne Probleme zurecht.
Besteht jedoch schon vor der Schwangerschaft eine Schilddrüsenunterfunktion oder eine Schwäche in der Hormonproduktion, die man ohne Schwangerschaft womöglich gar nicht bemerkt hätte, benötigt die Schilddrüse Unterstützung. Mithilfe von Schilddrüsenhormontabletten wird das heranwachsende Baby so mit lebensnotwendigem Schilddrüsenhormon versorgt, das Sie selbst möglicherweise nicht in ausreichender Menge bilden können.

Schilddrüsenunterfunktion und schwanger - was jetzt?

Falls Sie bereits vor der Schwangerschaft Schilddrüsenhormontabletten eingenommen haben, dürfen Sie diese keinesfalls nach Eintritt einer Schwangerschaft absetzen. Bereits um die 8. Schwangerschaftswoche wird die Schilddrüse kontrolliert: Im Ultraschall wird die Größe der Schilddrüse und die Aktivität der Entzündung begutachtet und anhand der Blutwerte die Schilddrüsenfunktion ermittelt. So kann Ihr Schilddrüsenarzt bereits in der Frühschwangerschaft (falls notwendig) die Medikamentendosierung anpassen. Anschließend sind zumeist engmaschige Kontrollen der Schilddrüsenblutwerte erforderlich.

Eine Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse kann in der Schwangerschaft jederzeit durchgeführt werden

Morbus Basedow und schwanger - was ist nun zu tun?

Sollten Sie Morbus Basedow haben und schwanger sein, empfiehlt es sich, umgehend einen Termin beim Schilddrüsenspezialisten zu vereinbaren. Regelmäßige Kontrollen und entsprechende Anpassungen der Medikamente sind während der Schwangerschaft unabdingbar.

Soll ich in der Schwangerschaft Jod einnehmen?

Speziell zu Beginn der Schwangerschaft steigt bei der Mutter der Bedarf an Schilddrüsenhormonen, zur Produktion wird Jod benötigt. Bei einigen Schwangeren mit einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse können Nahrungsergänzungsmittel mit Jod zwar den Krankheitsverlauf beschleunigen, die Vorteile für das Baby überwiegen jedoch fast immer.
Lediglich bei aktivem Morbus Basedow mit Überfunktion und einzelnen Patientinnen mit Hashimoto-Thyreoiditis ist ein Nahrungsergänzungsmittel ohne Jod vorzuziehen. Holen Sie am besten Rat von Ihrem Schilddrüsenarzt ein.

Darf ich während der Schwangerschaft Schilddrüsenmedikamente einnehmen?

Ja, im Gegensatz zu vielen anderen Medikamenten. Bei manchen Frauen sind Schilddrüsentabletten in der Schwangerschaft sogar unbedingt notwendig - selbstverständlich nur nach ärztlicher Empfehlung und in der richtigen Dosierung.
Während der Schwangerschaft gelten im Labor andere Zielbereiche. Die Schilddrüsenblutwerte müssen also nicht nur regelmäßig kontrolliert, sondern auch richtig interpretiert werden. In dieser Zeit ist somit eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Frauenarzt und dem Schilddrüsenexperten wichtig.

Wie wirken die Schilddrüsenmedikamente auf das Baby?

Schilddrüsenhormontabletten, die man bei Unterfunktion einnimmt, wirken genauso wie das im Körper der Mutter produzierte Schilddrüsenhormon: Das enthaltene Thyroxin (T4) wird ab Beginn der Schwangerschaft über die Plazenta zum Baby transportiert - solange, bis dieses selbst genügend Schilddrüsenhormon produzieren kann.
Thyreostatika, die man bei Überfunktion einnimmt, werden während der gesamten Schwangerschaft über die Plazenta zum Baby transportiert. Engmaschige Blutkontrollen sind unerlässlich, auf gar keinen Fall dürfen zeitgleich Schilddrüsenhormontabletten eingenommen werden. Thyreostatika dürfen während der Schwangerschaft nur nach Absprache mit dem behandelnden Schilddrüsenspezialisten abgesetzt werden.

In der Gebärmutter entwickelt sich das Baby und wird von der Plazenta mit Nährstoffen versorgt

Ist die Schilddrüsenerkrankung gefährlich für das Baby?

Eine unbehandelte Schilddrüsenfunktionsstörung in der Schwangerschaft erhöht das Risiko für eine Fehlgeburt. Wenn das heranwachsende Baby zu wenig Schilddrüsenhormon bekommt, kann die geistige und körperliche Entwicklung beeinträchtigt werden.
Aber keine Sorge: Ist die Schilddrüsenfunktion in der Schwangerschaft gut eingestellt, besteht keine Gefahr für das Baby. Lassen Sie die Schilddrüse regelmäßig kontrollieren und nehmen Sie die Schilddrüsenmedikamente so ein, wie es Ihr Arzt empfohlen hat.

Was geschieht mit der Schilddrüse nach der Schwangerschaft?

Nach der Entbindung sinkt der Bedarf an Schilddrüsenhormonen. Die gesunde Schilddrüse fährt ihre Hormonproduktion von ganz allein wieder herunter. Bei einer gestörten Schilddrüsenfunktion ist es hingegen nötig, die Medikamentendosis entsprechend anzupassen. Durch die hormonelle Umstellung nach der Entbindung kann es beispielsweise in der Stillzeit obendrein zu vorübergehenden Funktionsschwankungen kommen, die erkannt und adäquat behandelt werden müssen.

Autoimmunerkrankungen sind in der Schwangerschaft weniger aktiv als sonst. Nach der Geburt kommt es regelmäßig zu einer Verschlechterung. In den ersten Monaten nach Entbindung wird durch Zellzerfall einige Wochen lang vermehrt Schilddrüsenhormon ins Blut ausgeschüttet, und es kann zu einer meist einige Wochen andauernden Überfunktion kommen, die dann recht rasch in eine Schilddrüsenunterfunktion übergehen kann. Es ist manchmal nicht ganz einfach, diese Post partum Thyreoiditis gegen einen beginnenden Morbus Basedow abzugrenzen.

Wenn Sie während der Schwangerschaft Schilddrüsentabletten nehmen müssen, wird Ihr Arzt Ihnen bei der letzten Kontrolle vor der Geburt mitteilen, in welcher Dosierung Sie die Medikamente bis zur Entbindung und gleich danach einnehmen sollen und wann wieder eine Kontrolle der Schilddrüsenfunktion notwendig ist.

Kinder begleiten ihre Mütter gerne zur Schilddrüsenuntersuchung