Romantische Verse für den Mann
Eine Zusammenstellung erlesener Gedichte der Liebe - sowohl umfangreich als auch knapper gehalten; zeitgemäße sowie traditionelle Meisterwerke. Stets, wenn Menschen von Cupidos Pfeil getroffen werden, verspüren sie den inneren Drang, ihre Emotionen in Versform zu bringen. Hierbei können die Zeilen berühmter Poeten (für sie und ihn) als Quelle der Inspiration dienen: ihre kunstvollen Worte, in diesen Kompositionen über die Empfindung der Liebe, sprechen nicht nur den Verstand an, sondern berühren auch zutiefst das Herz.
Lyrische Liebesbotschaften
- Bekannte Verfasser
- Zärtlich gefasste
- Knappe Darstellungen
- Herzschmerz-Themen
- Weniger bekannte Schöpfer
Das thematische Repertoire dieser Liebesbetrachtungen erstreckt sich von klassisch geprägter Liebeslyrik und besinnlicher Kurzprosa bis hin zu anspruchsvoller Wortkunst und humorvollen sprachlichen Spielereien.
Istanbul 2461 (auch bekannt als Ni 2461, L.2461) stellt eine alte sumerische Tontafel dar, die auf das Ende des dritten Jahrtausends vor Christus datiert wird. Von einigen wird sie als das früheste literarische Erzeugnis der Liebe (aus weiblicher Perspektive) weltweit bezeichnet. Dieses Artefakt ist im "Museum des Alten Orients" in Istanbul (Saal Mesopotamien) ausgestellt. Nachfolgend sind die ersten vier Verse aufgeführt:
Mein Liebster, der meinem Herzen so wertvoll ist,
Deine Anmut ist lieblich, dein Wesen honigsüß,
Wie ein Löwe, der mir am Herzen liegt,
Göttlich erscheint deine Erscheinung, geradezu honigsüß.
Berühmte poetische Ergüsse über die Liebe
Das dramatische Werk "Romeo und Julia" (1597) steht in einer langen Ahnenreihe tragischer Liebesgeschichten, die bis in die Antike zurückreicht.
Shakespeares geschickter Einsatz einer poetisch-dramatischen Konstruktion (mit Effekten wie dem Wechsel zwischen komischen und tragischen Elementen zur Spannungssteigerung, der Ausarbeitung von Randfiguren und zahlreichen Nebenhandlungen zur Ausschmückung der Erzählung) wurde als frühes Indiz seines außergewöhnlichen schöpferischen Potentials gefeiert.
Innerhalb des Stücks werden den verschiedenen Charakteren unterschiedliche poetische Ausdrucksformen zugeschrieben, die sich bisweilen mit der individuellen Entwicklung der Figur wandeln. Romeo beispielsweise wird im Verlauf des Dramas zunehmend versierter im Umgang mit der Sonettform.
Zitat: Es war die Nachtigall, nicht aber die Lerche.
Die Tragödie zeichnet den wahren Wahnsinn der "Verliebtheit" und das tiefe Leid nach, das die beiden jungen, entflammten Gemüter durchleben: Als Romeo seine Auserwählte tot vorfindet (zumindest glaubt er das), überwältigt ihn die Vorstellung, ohne seine "wahre Liebe" weiterleben zu müssen. Von Kummer und Verzweiflung getrieben, entzieht er sich das Leben. Als Julia erwacht und seinen leblosen Körper entdeckt, ist sie ebenfalls von tiefem Schmerz ergriffen und folgt ihm in den Tod.
Zärtliche Liebeslieder
Manche poetischen Äußerungen über die Liebe weisen einen ausgesprochen bildhaften Charakter auf. Der Begriff "Metapher" leitet sich vom lateinischen Wort "metaphora" ab, welches wiederum auf das griechische μεταφορά (metaphorá, wörtlich: Übertragung) zurückgeht, und bezeichnet eine auf Ähnlichkeit basierende sprachliche Figur.
Sie gilt als eine der fundamentalsten rhetorischen Stilmittel. Unter einer Metapher versteht man eine Übertragung von Bedeutung zwischen zwei Begriffen mit ästhetischem Hintergrund.
»Von tausend Knospen des Frühlings reift kaum eine zur Frucht im Herbst, und von tausend innigen Umarmungen der Liebe bleibt selten eine als dauerhafte, beruhigende Freundschaft bestehen.« — Johann Heinrich Pestalozzi
In der literarischen Welt wird sie als Tropus oder als Verschmelzung zweier Realitäten klassifiziert, die eine gewisse Ähnlichkeit aufweisen. Miguel de Cervantes gestaltet beispielsweise in Kapitel XIII des ersten Teils von "Don Quijote" die Beschreibung der edlen Dame Dulcinea durch eine Reihe von Metaphern:
»Ihre Schönheit übertrifft das Menschliche bei weitem, denn in ihr vereinen sich wahrhaftig alle erdenklich denkbaren und in Träumen erblickten Ideale der Anmut, welche die Dichter ihren Angebeteten zuschreiben;
denn ihr Haar gleicht goldenen Strähnen, ihre Stirn ist wie ein himmlisches Gefilde, ihre Augenbrauen formen himmlische Bögen, ihre Augen gleichen Sonnen, ihre Wangen sind wie Rosen, ihre Lippen wie Korallen, ihre Zähne wie Perlen, ihr Hals wie Alabaster, ihre Brust wie Marmor, ihre Hände wie Elfenbein, ihre Haut ist wie frisch gefallener Schnee,
und alles, was die Sittsamkeit dem menschlichen Blick verbirgt, ist meiner Überzeugung nach so beschaffen, dass es dem Herzen eines Liebenden höchste Freude bereitet, jedoch jeder Vergleich ausgeschlossen ist.«
Die Sprachwissenschaft erkennt in der Metapher einen grundlegenden Bestandteil sprachlicher Struktur. Die Geisteswissenschaften betrachten sie im Kontext der Symbolbildungsprozesse. Die Psychologie erforscht mittels der Metapher die Wechselbeziehungen zwischen Sprache, Bewusstsein, Erkenntnis und Emotionen, während die Soziologie sich mit ihrer Bedeutung für die zwischenmenschliche Kommunikation und den Bedingungen ihrer Rezeption in sozialen Gruppen auseinandersetzt.
Knappe lyrische Ausdrücke der Liebe
Zweifle an der Klarheit der Sonne,
Zweifle am Schein der Gestirne,
Zweifle, ob Wahrheit sich verbiegen kann,
Doch zweifle niemals an meiner Zuneigung!
Quelle: Tragödie "Hamlet, Prinz von Dänemark" William Shakespeare; Übersetzung aus dem Englischen: August Wilhelm Schlegel.
Morgen- und Abendlektüre
Der Mensch, den ich inniglich verehre,
hat mir kundgetan,
dass er mich benötigt.
Deshalb hüte ich mich sorgfältig,
achte genau auf meinen Weg und
fürchte bei jedem einzelnen Regentropfen,
dass er mir Schaden zufügen könnte.
Bertolt Brecht
Gedanken an dich
Ich denke an Dich!
Selbst wenn wir durch weite Distanzen getrennt sind,
ist meine Seele unaufhörlich bei Dir;
Im Glanz des Morgengrauens - im Strahlen der Sterne,
erblicke ich stets Dein liebliches Antlitz vor mir,
Und unter dem silbrigen Glanz des Mondes
Gedenke ich Deiner.
Erste Strophe aus dem gleichnamigen poetischen Werk der dänischen Schriftstellerin Amalie Krafft (1778 - 1852). Siehe auch Ich denke Dein (Brun) und Ich denke Dein ("Nähe des Geliebten"; Goethe)
Ein Wunsch
Keine Rose ohne ihre Dornen,
Ohne Leid keine Liebe;
Beides würde ich gern auf mich nehmen,
Wenn nur nicht ein Wunsch bliebe:
Dass niemals ein Dorn ohne die Blüte der Rose gefunden würde,
Und dass das Glück niemals fehlen möge,
Jenen, die den Schmerz der Liebe empfunden haben.
August Wolf (1816 - 1861) war ein deutscher Poet.
Mein Herz und Ich
Ruht dein Auge noch im Schlummer,
Mein Geliebter? Oh, um süßer an dich zu denken,
Lasse ich die berauschende Göttin, den Schlaf,
Aus ihrem Kelche mich weniger tränken.
Vielleicht erwache ich, durch den Klang einer Glocke,
Aus sanfter Ruhe, aus süßem Schlaf gerissen,
Ich erwache, weil mein Herz Tag und Nacht,
In mir deinen Namen laut verkündet.
Anna Louisa Karsch (1722 - 1791), bekannt als die Karschin, war eine deutsche Dichterin.
Wie die Liebe
Ewige, von uns beiden getragene, ungestillte Sehnsucht nach der
Heimat gleicht!
Wie die Sehnsucht
Ewige, von uns beiden nie verlorene Heimat ist! —
Johannes Schlaf (1862 - 1941) war ein deutscher Dramatiker, Novellist und Übersetzer, sowie eine bedeutende Figur des deutschen Naturalismus. Als Übersetzer leistete er einen wesentlichen Beitrag zur Verbreitung der Werke von Walt Whitman und Émile Zola im deutschsprachigen Raum.
Poetische Kompositionen
Lyrik ist im literarischen Kontext der Oberbegriff für Texte, zumeist Gedichte, die persönliche Gefühle ausdrücken. Das Wort stammt vom altgriechischen λύρα (lyra) ab, was "Leier" bedeutet. In seiner ursprünglichen Bedeutung bezieht es sich also auf Verse oder Liedtexte, die von einer Leier begleitet werden können.
Als literarische Kunstform wird die Lyrik traditionell von der Epik, der Dramatik und der Didaktik unterschieden. Der Unterschied zur Epik liegt darin, dass in der Epik eine Erzählung, eine Abfolge von Ereignissen, stattfindet, während in der Lyrik Emotionen ausgedrückt werden, wie beispielsweise eine Liebeserklärung oder das Lob der Schönheit der Natur. Die Lyrik umfasst somit kurze, nicht-narrative Verse.
Eine der ersten bedeutenden Lyrikerinnen war Sappho. Die prominenteste Form der Lyrik ist das Sonett.
In der Gesangskunst wird gelegentlich von einem lyrischen Interpreten gesprochen - dies kann ein Alt, ein Bass, ein Sopran oder ein Tenor sein -, womit eine Person mit einer angenehmen und gefälligen Stimme gemeint ist.
Die Liebe
Liebe ist eine tiefgreifende Zuneigung und Verbundenheit zu einem Lebewesen oder einer Sache, die die Person, die sie empfindet, dazu bewegt, die physische, emotionale oder sogar imaginiere Nähe zum Objekt der Zuneigung zu suchen. Die Zuneigung zu einer anderen Person kann zu spezifischem Verhalten führen und sich zu einer romantischen Beziehung entwickeln, wenn diese Zuneigung erwidert wird.
Als universelles Konzept bezieht sich Liebe meist auf ein tiefes Gefühl der Zärtlichkeit und des Mitgefühls gegenüber einer Person. Selbst diese spezifische Auffassung von Liebe umfasst jedoch eine breite Palette unterschiedlicher Emotionen, die von glühender Verliebtheit und romantischer Leidenschaft über die zärtliche Intimität ohne sexuelle Komponente, wie sie in der familiären oder platonischen Liebe vorkommt, bis hin zur spirituellen Hingabe der religiösen Liebe reichen.
Die Liebe in ihren mannigfaltigen Ausprägungen fungiert als entscheidender Faktor in sozialen Interaktionen und nimmt einen zentralen Platz in der menschlichen Psyche ein, was sie auch zu einem der häufigsten Motive in der Kunst macht.
Das deutsche Wort "lieben" kann sich auf eine Vielzahl von Gefühlen, Zuständen und Handlungsweisen beziehen, die von einer allgemeinen Freude an einem Objekt oder einer Tätigkeit ("Ich liebe Schokolade", "Ich tanze gern") bis hin zu einer intensiven Anziehungskraft auf eine Person ("Romeo liebt Julia") oder mehrere Personen ("Er liebt seine Nachkommen") reichen. Diese Bandbreite an Verwendungen und Bedeutungen des Begriffs erschwert eine einheitliche und allgemeingültige Definition, selbst im Vergleich mit anderen emotionalen Zuständen.
Wenn die wilden Rosen erblühen
Weshalb ist meine Brust so beschwert,
ist mein Inneres so hohl,
wenn die wilden Rosen ihre Pracht entfalten?
Dann denke ich daran,
dass die Jugendträume schwinden.
Ich saß unzählige Male mit dir dort im Tal,
wo die wilden Rosen wuchsen.
Ach, das ist lange vorbei, und ich glaube,
du erinnerst dich nicht mehr daran.
Und du flochtest einen Kranz aus wilden Rosen in mein Haar
und sprachst:
Warte nur noch ein Jahr, dann stehen wir beide vor dem Traualtar!
Quelle: Lied von Zarah Leander
Eine Auswahl weiterer Dichter und Dichterinnen, die primär, jedoch nicht ausschließlich, Liebesgedichte verfassten.
Zur Einordnung: Die Struktur dieses Online-Portals orientiert sich an den Dichtern selbst. Für herausragende Persönlichkeiten wie Schiller oder Heine gibt es eigene Unterbereiche. Soweit alles logisch. Nun gibt es noch zwei weitere Gruppen: diejenigen, die mit einem einzigen Gedicht vertreten sind, und jene mit einer kleinen Sammlung (zwei bis sieben) von Werken. Bei Letzteren entsteht ein Dilemma: Sie alle auf einer einzigen Seite zu präsentieren, würde diese überladen.
Ich habe für mich entschieden, sie den verschiedenen Kategorien zuzuordnen, wie Gedichte zum Nachdenken, christliche Gedichte, schöne Gedichte usw. - je nachdem, wo meiner bescheidenen Ansicht nach, der jeweilige Schwerpunkt des Dichters liegt. Dies bedingt naturgemäß gewisse Ungenauigkeiten. Ich hoffe daher auf das Verständnis der geschätzten Leser für diese Vorgehensweise.
- Ahlefeld
- Charlotte von Ahlefeld (1781 - 1849) war eine deutsche Romanautorin. Bereits in jungen Jahren begann sie zu schreiben; ihr erster Roman ("Liebe und Trennung oder merkwürdige Geschichte der unglücklichen Liebe zweier fürstlicher Personen jetziger Zeit"; 1798) fand positive Beachtung bei Goethe.
Im selben Jahr heiratete sie Johann Ritter von Ahlefeld, einen Gutsbesitzer aus Schleswig. Ihre Trennung erfolgte 1807, jedoch lebten sie bis 1821 in Schleswig, bevor sie nach Weimar übersiedelte und eine Freundschaft mit Charlotte von Stein einging. - Das Glück der Liebe
- Das Streben in die Ferne
- Die Hoffnung
- Dörmann
- Felix Dörmann (1870 - 1928) war ein österreichischer Schriftsteller, Librettist und Filmproduzent.
Sein literarisches Schaffen wurde von Nikolaus Lenau, Hermann Bahr und Charles Baudelaire beeinflusst. Seine Werke wurden zunächst beanstandet, erfreuten sich jedoch später, besonders in Wien, großer Beliebtheit. Auch seine sogenannten "kulinarisch-erotischen" Dramen fanden regen Zuspruch. - Das Schweigen
- Das Interieur
- Was ich liebe
- Frey
- Adolf Frey (1855 - 1920) war ein Schweizer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler. Nach Aufenthalten in Berlin und Leipzig wirkte er ab 1882 als Deutschlehrer am Alten Kantonsschule Aarau. Unter seinen Schülern befand sich auch Albert Einstein.
- Die Elfen
- Die Sehnsucht
- Jede Nacht
- Lingen
- Thekla Lingen (1866 - 1931) war eine deutsche Schriftstellerin, die ursprünglich eine Karriere als Schauspielerin anstrebte. Viele ihrer Texte zeichnen sich durch eine kritische und nüchterne Betrachtung der Liebe aus.
- Der Sommer
- Die Rosen
- Der Flirt
- Die Ehe
- Mann und Weib
- Mereau
- Sophie Friederike Mereau (1770 - 1806) war eine deutsche Schriftstellerin der Romantik. Sie war in zweiter Ehe unglücklich mit Clemens Brentano verbunden. In ihren Werken setzte sie sich für das Recht der Frauen auf freie Wahl der Liebe und des Partners ein. Sie lebte zur gleichen Zeit wie der Philosoph Immanuel Kant.
- In Tränen gehe ich nun alleine
- Die Klage
- Das Kind
- Die Feuerfarbe
- Der Frühling
- An einen Baum am Spalier
- Das Licht und der Schatten
- Einmal liebe ich, und einmal lebe ich, ihr unsterblichen Götter!
Wenn ihr mir das Eine nehmt, nehmt auch das Andere mit! - Weiße
- Christian Felix Weiße (1726 - 1804) war ein deutscher Poet, Schriftsteller und Pädagoge der Aufklärungszeit. Er zählt zu den herausragenden Vertretern der Aufklärung und des literarischen Rokokos.
- Der Kuss
- Der Zauberer
- Das Verschweigen
- Chloe im Bade
- Morgen, morgen, aber nicht heute!
Unglückliche Zuneigung
Liebeskummer (historisch auch: Herzeleid; umgangssprachlich: "Gebrochenes Herz") bezeichnet im alltäglichen Sprachgebrauch die emotionale Reaktion auf unerfüllte oder verlorene Liebe. Im Allgemeinen bezieht es sich auf nicht-eheliche Beziehungen. Im Falle einer geschiedenen Ehe spricht man eher von Trennungsschmerz. Die "unglückliche Liebe" ist zudem ein beliebtes Motiv in der Weltliteratur.
Das Gefühl, verlassen zu werden, manifestiert sich in seelischen und physischen Schmerzen, die an eine depressive Verstimmung erinnern; man fühlt sich kraftlos und wertlos und leidet unter Kopfschmerzen, Erschöpfung, Schlafstörungen und Appetitlosigkeit.
Trotz seiner Intensität ist Liebeskummer ein vorübergehender Zustand, der üblicherweise zwischen mehreren Tagen und einigen Jahren andauern kann. Es ist eine herausfordernde Periode für die betroffene Person.
Es fällt dem Betroffenen schwer, mit den starken Emotionen umzugehen, die der Kummer hervorruft. Der Kummer führt zu einem Mangel an Objektivität, der bisweilen die Annahme entstehen lässt, dass ein Leben ohne den geliebten Menschen unmöglich oder besonders trostlos wäre. Häufig wird die betroffene Person dazu gebracht, ihre Gefühle anzuerkennen. Die Zeit mildert die Intensität des Schmerzes, sodass ein Gefühl des Unverständnisses für die eigene Notlage die Rückkehr der zuvor leidenden Person in den Normalzustand begleiten kann.
Ich meide es, zu Hause zu verweilen,
um nicht erfahren zu müssen, dass du dich nicht meldest.
Unbekannter Verfasser
In jedem Licht erhoffe ich, dich zu erkennen.
Ich weine, um dir nahe zu sein.
Und abends spähe ich zu den Sternen
Und glaube, einen Schein deines Scheins zu sehen.
Ich bin das Kind, das im dunklen Fensterrahmen steht,
Und sage mir ein kleines Gebet:
Hörst du es auch, mein Rufen zu dir?
Und dann sinkt sacht der Himmelskörper nieder.
Fällt in den See und säuselt so leise.
Ach, bei den Fernen habe ich mich getäuscht.
Ein blindes Licht singt seine Melodie
Und willenslose Äste wiegen sich im Wind…
Am dunklen Himmel ziehen Sterne ihre Bahnen,
Sie wandern leise in der Nacht zur Ruhe.
Der Fremde in der Ferne hält Wacht,
Lauscht dem Lied eines Brunnens zu…
Emmy Hennings (1885 - 1948) war eine deutsche Schriftstellerin, Darstellerin und Kabarettistin. Sie gilt zusammen mit ihrem Gemahl Hugo Ball als Mitbegründerin des literarischen Dadaismus.
Der Kosename "Mein Schatz" wird hierzulande gerne genutzt, um den aktuellen Lebensgefährten oder die Lebensgefährtin zu bezeichnen - jedenfalls, wenn die jeweilige Situation dies als angemessen erscheinen lässt.
Kleiner Exkurs: Unter anderem in der germanischen Mythologie verweist der Begriff "Schatz" häufig auf eine Truhe voller Goldmünzen, Diamanten oder ähnlichem, die in einer finsteren, schwer zugänglichen Grotte verborgen war und deren einziger Zugang zum Schutz vor unerwünschten "Besuchern" von einem mächtigen Drachen bewacht wurde.
Darüber hinaus lässt sich beobachten, dass die so bezeichnete Person innerhalb einer kurzen Zeitspanne, die nur wenige Stunden betragen kann, eine scheinbar evolutionär "rückschrittliche" Entwicklung durchmacht und dann als "dumme Kuh" oder "trotteliger Affe" ihr Dasein fristet. Tja, Sprache und Wirklichkeit - ein weites Feld ;-). Hierzu sei auch auf den relativ neuen Begriff "performativ" (eine sprachliche Handlung) oder das dahinterliegende Konzept verwiesen.
Wohin soll es gehen?
Eisblumen bilden sich an den Fensterscheiben,
Der Tag ist eisig, klar und strahlend blau.
Was soll ich tun, wo soll ich verweilen,
Da alles, was mir schien, nur Täuschung war? —
An fremde Herzen richtet sich dein Liebeswerben,
An fremde Lippen denkt dein Kuss,
Von Heim und Glück bin ich vertrieben,
Ein taumelndes Boot auf stürmischer See!
Schäumen hoch die weißen Wellen,
Der Wind heult, das Land versinkt. -
Werde ich am Uferrand zerschellen,
Oder mich mit kühnem Griff retten?
Sophie von Khuenberg (1863 - 1937); aus der Anthologie "Begrabene Blumen". Khuenberg war eine österreichische Autorin und Vorsitzende des Tierschutzvereins.
Zeitgenössische Verse über die Liebe
Eine kleine Auswahl meiner bevorzugten Gedichte (unter anderem aus der Ära der deutschen Nachkriegsliteratur) von zeitgenössischen Dichtern.
Das Schönste
Ich suche Zuflucht
in deinem zauberhaften Reich
Liebe
Im atmenden Wald,
wo die Spitzen des Grases
sich verneigen
weil
nichts Schöneres existiert
Rose Ausländer (1901 - 1988) war eine jüdische Dichterin, die in deutscher und englischer Sprache publizierte.
Liebeslied
Wenn du mich einst nicht mehr begehrst,
Lass mich das bitte wahrhaftig wissen.
Dass du mir keine falschen Hoffnungen machst
Noch Täuschung in deinen Küssen verbirgst!
Dass dein Herz mir treu bleibt,
Musst du mir niemals versichern.
Wenn eine andere dich entzückt,
Sollst du nicht mehr mir gehören.
Wenn du mich einst nicht mehr magst,
Und mein Herz zerbricht -
Dass du nicht fragst, noch um mich leidest!
Ich kann so leise von dir scheiden.
Mascha Kaléko (1907 - 1975) war eine deutschsprachige jüdische Dichterin. Ihr poetischer Stil wird der Epoche der "Neuen Sachlichkeit" zugeordnet. Sie ist insbesondere bekannt für ihre melancholische und ironische Lyrik über das Großstadtleben.
Zarte Nacht
Es naht die Nacht,
in der du liebst
nicht das Schöne -
sondern das Hässliche.
Nicht das Aufstrebende -
sondern das, was fallen muss.
Nicht dort, wo du helfen kannst -
sondern wo du hilflos bist.
Es ist eine sanfte Nacht,
die Nacht, in der du liebst,
was die Liebe
nicht retten kann.
Hilde Domin (1909 - 2006) war eine deutsche Schriftstellerin, die in einer jüdischen Familie aufwuchs. Sie war vor allem für ihre Lyrik bekannt und eine bedeutende Vertreterin des „ungereimten Gedichts'.
Bei den weißen Stiefmütterchen
Bei den weißen Stiefmütterchen
im Park, wie er es mir aufgetragen,
stehe ich unter der Weide,
eine ungekämmte Alte, blattlos.
Siehst du, sagt sie, er kommt nicht.
Ach, antworte ich, er hat sich den Fuß verstaucht,
eine Gräte verschluckt, eine Straße
wurde plötzlich umgeleitet oder
er kann seiner Frau nicht entkommen.
Viele Dinge halten uns Menschen zurück.
Die Weide wiegt sich und ächzt.
Es könnte auch sein, er ist bereits verstorben.
Er sah blass aus, als er dich unter dem Mantel küsste.
Es könnte sein, Weide, es könnte sein.
Wollen wir hoffen, dass er mich nicht mehr liebt.
Sarah Kirsch (1935 - 2013, geborene Bernstein) war eine deutsche Schriftstellerin. Ihre Lyrik ist formal offen gestaltet, meist ohne Reim und im freien Versmaß. Dennoch spielt der Rhythmus im Sinne des Atems eine wesentliche Rolle, ebenso wie Zeilenumbrüche, die ein "Fließen" oder "Stocken" beim Vortrag erzeugen.
Unbekannte poetische Betrachtungen der Liebe
Das Opfer, das die Liebe darbringt,
Es ist das kostspieligste von allen;
Doch wer sein innerstes Wesen bezwingt,
Dem ist das schönste Los zuteil geworden.
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) war ein deutscher Dichter und Naturforscher.
Liebe
gibt und nimmt
mit unbedachter Einfachheit;
Liebe
lebt in der Freude zu gefallen,
erfreuende Liebe;
Liebe
schätzt das Kleinste, getan
mit herzlicher
Hingabe!
Johann Kaspar Lavater (1741-1801) war ein reformierter Pfarrer, Philosoph und Schriftsteller aus der Schweiz in der Zeit der Aufklärung sowie ein Hauptvertreter der Physiognomik.
Mit Tränen habe ich lange nachgedacht -
Was geschah wohl zwischen uns?
Hielt ich dich nicht fest, warst du mir nicht nahe?
Hatte ich dich nicht gänzlich für mich gewonnen?
O Traum meiner Seele, viel zu schnell zerfallen!
Ich glaubte mich gänzlich in dich verstrickt,
So wie du in mich. Und sieh da, ich war allein
In meinem Liebeswahnsinn gefangen.
Du kamst vorbei; mit der Blüte deines Wesens
Hast du mein Herz halb unbewusst berührt,
Da sprang es auf, jubelte, rief vor Freude, sprühte,
Geblendet von den eigenen Farbenspielen.
Dich jedoch hat es nicht zu sich gelockt;
Still gingst du fort nach deinen vorherbestimmten Zielen.
Rosa Mayreder (1858 - 1938) war eine österreichische Schriftstellerin, Frauenrechtlerin, Kulturphilosophin, Librettistin, Musikerin und Malerin.
An Electra
Ich wage es nicht, einen Kuss
Oder ein Lächeln zu erbitten,
Denn, würdest du sie mir gewähren, so muss
Ich vor Stolz fast vergehen.
Nein, nein, der letzte Hauch
Meiner Wünsche ist:
Nur die Luft zu küssen,
Die dich gerade erst berührt hat.
Robert Herrick (1591 - 1674) war ein englischer Poet. Eines seiner bekanntesten Gedichte ist:
To the Virgins, to Make Much of Time
Gather ye rosebuds while ye may,
Old Time is still a-flying;
And this same flower that smiles today,
Tomorrow will be dying.
Dieses Gedicht spielt eine entscheidende Rolle im Film "Der Club der toten Dichter", indem es das Leitmotiv des „Carpe diem' einführt.
Aufrichtige Liebe
Wahre Liebe horcht auf den Gesang
Himmlischer Verzückung,
Wahre Liebe hat kein Gehör
Für das Gezänk der Neider.
Wahre Liebe bemüht sich nicht,
Makel aufzudecken,
Sucht im goldenen Sonnenlicht
Nicht nach Schattenflecken.
Wahre Liebe verspottet den Schein,
Den die Vernunft geschaffen,
Wahre Liebe kennt nur ein Ziel,
Treu und aufrichtig zu lieben!
Josef „Pepi' Mauthner (1831-1890) war ein österreichischer Kaufmann und Dichter.
Er besitzt mein Herz
Er hält mein Herz, ich halte seines,
Er bewirkt, dass mein Wille sich
Gänzlich mit der höchsten Liebe vereint,
Der Austausch ist wahrhaft wundersam;
Sein Herz und meines sind so angenehm miteinander verbunden,
Dass das eine am anderen schön, fest und unzertrennlich hängt.
Jeanne-Marie Bouvier de La Motte Guyon (bekannt als Madame Guyon; 1648 - 1717) war eine französische römisch-katholische Mystikerin.
Cyrano de Bergerac ist ein romantisch-komödiantisches Versdrama (1897) des französischen Theaterautors Edmond Rostand. Es wurde 1990 mit Gérard Depardieu in der Hauptrolle verfilmt.
Ein Kuss, was ist er, wenn alles darüber gesagt wurde?
Ein winziger rosafarbener Punkt auf dem »i« in Liebe.
Ein Geheimnis ist es, das dem Mund, nicht dem Ohr enthüllt wird.
Jedoch der Verstand, ich verabscheue ihn in der Liebe!
Er zerstört unsäglich die Einheit unseres Herzens!
Denn unausweichlich wird die Zeit kommen,
Und wer sie nicht erlebt, ist zu bedauern,
Wo mit so heiliger Ernsthaftigkeit die Herzen schlagen,
dass jede rhetorische Ausgestaltung sie entweiht.
Mein Mut zerschellt an den Klippen deiner Anmut;
Doch gäbe es Küsse, die nur geschrieben werden könnten,
Du würdest meine Briefe mit deinen Lippen lesen!
Das Schöne
Bringt mir blühende Zweige,
Denn ich sterbe vor Liebe.
Bedeckt mich doch mit Blüten,
Damit die Liebe nicht im Wind
Verweht;
Tut es; denn jeder weiß,
Dass wie BlütenDuft zerstäubt
Auch die Liebe.
Sorgt dafür, dass ich bald als Leichentuch
Lilien und Jasmin erhalte;
Ich sterbe;
Fragt ihr mich: Woran? - Es wollte,
Dass mir keine Hoffnung verblieb,
Die Liebe.
Maria do Ceo (1658-1753) war eine portugiesische Dichterin, Schriftstellerin und Dramatikerin. Übersetzung: Wilhelm Storck (1829-1905).
Abendsonne
Dein ferner Hauch streicht sanft und kühlend über mich.
Tief versunken liege ich im Bann dieser Stunde.
Und all unser Wissen verglüht in der Abendröte,
Von all unseren Worten bleibt nur eines: sei mir wohlgesonnen!
Walter Calé (1881 - 1904) war ein deutscher Dichter, dessen schmales Werk erst nach seinem frühen Tod Bekanntheit erlangte.
Liebe
Wer kann benennen,
Was sich der Benennung entzieht,
Wer bekennen,
Was unser Verstand nicht erfasst,
Was göttlich in uns widerhallt,
Was uns sehnsüchtig durchwandert,
Die heiligen Impulse
Der alles umfassenden Liebe,
Die du in deinem Herzen trägst?
Reinhard Johannes Sorge (1892 - 1916) war ein deutscher Schriftsteller. Mit seinem Drama "Der Bettler" gilt er als Begründer des expressionistischen Theaters.
Gedicht für Greta
Anderen habe ich manchen Vers geschrieben,
dir nur hier und da ein kleines Wort.
Zeugt das nicht von geringerer Kraft im Lieben?
Gehe ich nicht als Schuldner von dir fort?
O Geliebte, unermesslich
war die Zuneigung, die uns verband.
Über sie vergaß ich das Wort,
weil jeder Tag uns in ihr fand.
Denkst du an das Blut in deinen Lungen?
Sprichst du von der Luft, die dich umgibt?
Nein, ich habe dich nicht besungen,
nur geliebt.
Adam Kuckhoff (1887 - 1943) war ein deutscher Schriftsteller. Er gehörte mit seiner dritten Ehefrau Greta Kuckhoff (1902 - 1981), mit der er seit 1937 verheiratet war, zum Widerstandskreis um Arvid Harnack.
Versteckte Wege
Die Luft ist so mild - der alte Kirschbaum steht in voller Blüte,
leise streicht der Frühlingswind über meine Wangen;
ein kleines Liedchen summe ich vor mich hin,
ein Gefühl von traumhaftem Glück überkommt mich.
Versteckte Pfade betritt heute mein Fuß -
Rings um mich her ergießt sich ein Duft und ein Glanz,
- mir scheint, ich bin vor langer, langer Zeit
einmal mit dir denselben Weg entlanggeschritten.
Helene Tiedemann veröffentlichte von 1894 bis zu ihrem Tod 1907 unter dem Pseudonym Leon Vandersee Gedichte, kurze Novellen, Skizzen und Plaudereien in verschiedenen Zeitschriften.
- Wie sehr ich dich liebe? - Elizabeth Barrett Browning (1806 - 1861) war eine englische Dichterin des viktorianischen Zeitalters, die zu Lebzeiten sowohl in Großbritannien als auch in den Vereinigten Staaten populär war.
- Lied - James Russell Lowell (1819 - 1891) war ein amerikanischer Essayist, Lyriker, Herausgeber, Diplomat und Hochschullehrer.
- Beredtes Schweigen - Wilhelm Jordan (1819 - 1904) war ein deutscher Schriftsteller und Politiker. Bei der Ehrenpromotion Franz Liszts setzte er dem überraschten Komponisten eine Kappe mit goldenem Albertus auf und widmete ihm eine Blüte deutscher Lyrik:
Die Anhänger selbst von Kant und Hegel
Hast du zu lodernder Glut erhitzt.
Sie schmückten in der Stadt am Pregel
Dein Haupt mit einem Doktorhut. - Du - Isabelle Kaiser (1866 - 1925) war eine Schweizer Schriftstellerin. Sie begann früh mit dem Verfassen literarischer Texte in französischer Sprache, die ab 1888 in Buchform erschienen. Für die Novelle "Gloria victis" erhielt sie 1884 den ersten Preis eines französischen Literaturwettbewerbs, für den Roman "Coeur de Femme" 1891 den Romanpreis des Genfer Instituts.
- Das bittersüße eheliche Leben - Hans Sachs (1494 - 1576) war ein deutscher Schuhmacher (in jungen Jahren), Spruchdichter, Meistersinger und Dramatiker.
Er gehörte zu den herausragendsten "Meistersingern" seiner Zeit. Sein Werk wird allgemein der Renaissance-Literatur zugeordnet, doch seine Lyrik war noch deutlich von der Kunst der späten Minnesänger des Mittelalters beeinflusst.