Gedicht für einen Freund
Freundschaft ist eine freiwillige Verbindung, die auf Reziprozität gründet.
Womöglich zählen Freundschaften aus diesem Grund zu den beständigsten Beziehungen im Leben eines jeden Menschen.
Eines der bekanntesten Gedichte über Freundschaft ist "Die Bürgschaft" von Friedrich Schiller. Ein Mann setzt sein eigenes Leben als Pfand für seinen Freund ein, welcher seinerseits alles unternimmt, um rechtzeitig zurückzukehren und das Leben seines Freundes zu retten.
So dramatisch verläuft es nicht in allen Freundschaften. Aber unsere Freunde begleiten uns häufig durch die Höhen und Tiefen des Daseins. Ihnen Dank zu sagen, ihnen Wertschätzung entgegenzubringen, ihnen aufrichtig oder humorvoll zu gratulieren, dazu sollen die Freundschaftsgedichte auf meiner Seite dienen.
Im ersten Gedicht geht es um den Stellenwert von Freundschaft im Allgemeinen. In der finalen Zeile kann man entweder "dir" oder "euch" lesen, abhängig davon, ob man eine oder mehrere Personen adressiert.
Freunde
Was wäre ich ohne Freunde,
was wäre ich ohne dich?
Ich läge als winziges Puzzleteil
vereinsamt auf leerer Fläche.
Bei mir käme niemals jemand vorbei
und lobte meine Backware,
die ich so rasant hervorzaubern kann
bei unerwarteten Visiten.
Mein Gästebett, das bliebe unbenutzt,
mein Kaffee ungegessen,
und ohne Freunde wäre ich
in Trübsal längst versunken.
Wenn ich auf ausgedehnten Reisen bin,
wem sollte ich denn schreiben?
Gänzlich ohne Freunde könnte ich
doch gleich am Nordpol verweilen.
Und jede Feierlichkeit bei mir daheim
ist doch erst wirklich anmutig,
wenn neben Verwandten und Bekannten
auch herzliche Freunde anwesend sind.
Wir ähneln Teilen eines Puzzlespiels,
eins ganz allein ergibt keinen Sinn.
Und darum bin ich so froh gestimmt,
dass ich mit dir (euch) befreundet bin.
©Renate Eggert-Schwarten
Das letzte Gedicht wurde von Wilhelm Koch musikalisch untermalt und ist im Margot Menrath Verlag herausgegeben worden. Zur Probepartitur gelangst du hier.
Im Folgenden ein überspitzt humoristisches Gedicht über die Notwendigkeit von Freundschaften.
Zwingend erforderlich
Flugzeugführer benötigen Copiloten,
andernfalls stürzt die Maschine ab.
Der Kapitän braucht den Steuermann,
sonst versinkt der Kahn.
Ein Zweier benötigt den zweiten Mann,
sonst ist er bloß ein Einzelner.
Ein Zwilling benötigt den anderen,
sonst wäre er ja keiner.
Ein linker benötigt den rechten Schuh,
sonst kreieren sie kein Paar,
Ausnahme beim Kriegsveteranen,
der kommt mit einem aus.
Der Handschuh benötigt sein Gegenstück,
weil eine Hand ansonsten friert,
es sei denn (siehe oben)
oder man ist armamputiert.
Beim Atmen reicht der Atemzug
gewiss nicht ganz isoliert,
folgt darauf nicht die Ausatmung,
dann scheidet der Mensch bald.
Das Bier im Glas benötigt seine Schaumkrone,
sonst mundernt es fad und abgestanden,
der Turmsprung benötigt ein Wasserbassin,
sonst mündet er verhängnisvoll.
Die Quintessenz des Ganzen, jetzt,
ist die nicht offensichtlich?
Jedes einzelne Beispiel verdeutlicht nur:
exakt so brauche ich Dich!
©Renate Eggert-Schwarten
Wer dazu tendiert, sich im Geben zu verlieren, wird das nächste Gedicht besonders gut verstehen...
Echte Freunde
Ich unterhalte mich gerne, gewiss,
und kam dazu doch selten,
denn gleichermaßen wollte ich
zuhörend etwas gelten.
Das eine schließt das andre aus,
das hatte ich begriffen:
mir gingen, wenn ich selbst redete,
die Freunde schnell verloren.
So blieb ich in der Folge lieber stumm
und schluckte meine Kümmernisse
und lauschte meinen Freunden Leid
am Mittag, Abend, Morgen
und - wenn es schwierig wurde - auch noch nachts.
Man achtete mich nun hoch,
ich war beliebt wie nie zuvor
und niemals später wieder.
Denn kurz darauf schon erkannte ich,
wie unglücklich ich mich fühlte
und dass beim liebevollen Zuhören
manch wilder Wunsch tief in mir aktiv war.
Ich hätte am liebsten laut losgeschrien
oder - noch besser - zugelangt.
Es geschah, wie es geschehen musste-
zuletzt explodierte mir der Kragen:
Das Ganze wäre mir schon lange zuviel,
ich hätte genug mitbekommen
und dass, verständnisvoll zu agieren,
mich schon seit geraumer Zeit stört.
Ich bräuchte selbst des Öfteren
ein aufmerksames Ohr
und dass man bei mir Probleme ablädt,
käme nicht mehr zum Tragen!
Nun sind nur noch einige um mich,
aber sie sind mir viel wert.
Es wird abwechselnd mal geredet,
dann wieder zugehört.
Sie nenne ich Freunde,
und sie bleiben
im Sprechen wie
im Schweigen.
©Renate Eggert-Schwarten
Es folgen zwei Gedichte, die speziell für eine sehr gute oder die beste Freundin verfasst wurden.
An meine beste Freundin
Du bist so unverzichtbar
für mich wie Schokolade,
und ohne Schokolade
zu leben wär' wirklich schade.
Du bist so unentbehrlich
für mich wie Brot und Käse
und wie ein gutes Buch,
in dem ich gerne schmökere.
Du bist wie reines Wasser
für mich und so quicklebendig,
uneingeschränkt erforderlich
und absolut notwendig.
Für eine solche Freundin
würde so mancher alles geben....
Ich hoffe, Du bleibst für immer
ein Bestandteil von meinem Leben!
©Renate Eggert-Schwarten
Freundin
Stürme toben draußen,
bisweilen auch
in mir.
Wenn sie an mir rütteln, weiß ich,
du stehst fest und reichst mir deine Hand -
meine Freundin.
Wenn aber du
ins Wanken gerätst,
weil eine raue Böe
dich hart trifft,
darfst du genauso wissen,
dass ich mit beiden Beinen fest auf diesem Planeten stehe,
um dich zu halten -
meine Freundin.
©Renate Eggert-Schwarten
Die folgenden zwei Gedichte sind für einen besten Freund verfasst worden, dem für seine Freundschaft gedankt werden soll. Beide eignen sich auch gut für einen Geburtstagsgruß.
Meinem allerbesten Freund
Mensch, was wäre ich ohne dich,
meinen allerbesten Freund,
der mit mir ganz handfest debattiert
oder bisweilen mit mir fantasiert...
der mir hilft in beschwerlichen Phasen,
der mich stärkt und mit mir lacht,
wo es nichts zu lachen gibt
oder weint, wenn's angebracht ist...
der mir die Moralpredigt hält,
während andere das nicht riskieren,
weil er weiß, so unter Freunden
muss man sich die Wahrheit eingestehen...
der im schlimmsten Liebesleid
mich in seine Arme nimmt,
still, tröstend, und so lange,
bis das Leben wieder in Ordnung ist...
Ohne Dich, mein bester Freund,
wäre ich total verloren,
wie ich ohne dich klarkommen sollte,
will ich letztendlich gar nicht wissen.
©Renate Eggert-Schwarten
Geburtstagsgedicht für einen besten Freund
Ich bin so froh, dass es dich gibt,
an diesem Tag sollst du es erfahren:
wenn's dich nicht gäbe, würde man
dich nachträglich erfinden müssen.
Du bist in allen Lebenssituationen
für mich ein wahrer Anlaufpunkt.
du findest stets, wenn es turbulent wird,
zur passenden Zeit das treffende Wort.
Zusammen mit dir bin ich stark,
nichts wirft mich dann um.
Ich hoffe doch, mein bester Freund,
dir ergeht es ebenso.
©Renate Eggert-Schwarten