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Irreführende Darstellungen

Was genau ist eine visuelle Illusion?

Eine optische Täuschung, auch als „visuelle Illusionserscheinung' bekannt, repräsentiert eine Abweichung in der Sinneswahrnehmung. Bei diesem Phänomen werden sowohl die sensorische Aufnahme als auch die Deutung durch widersprüchliche Reize gezielt in die Irre geführt. Dies erzeugt nicht nur Verblüffung, sondern bereitet auch Vergnügen, da man seinen eigenen Sinnen nicht mehr trauen kann. Normalerweise agiert das Auge äußerst verlässlich, und wir verlassen uns auf unsere Wahrnehmung. Dies ändert sich jedoch bei optischen Täuschungen. Hier erfolgt eine selektive Betrachtung: Was wir wahrnehmen, stellt unsere persönliche Realität dar - jedoch nicht die objektive Wirklichkeit. Der visuelle Reiz wird fehlerhaft interpretiert, und das resultierende (falsche) Bild entsteht ausschließlich im Gehirn.

Kategorien von optischen Täuschungen

Visuelle Täuschungen werden mithilfe verschiedenster Kniffe hervorgerufen. Hierbei lassen sich unterschiedliche Kategorien abgrenzen:

  • Illusionen bezüglich der Dimension
  • Täuschungen, die auf Perspektive basieren
  • Wechselbilder und optische Scherze
  • Täuschungen der Farbempfindung
  • Konstrukte, die logisch nicht umsetzbar sind
  • Geometrische Wahrnehmungsabweichungen

In den nachfolgenden Abbildungen sind zahlreiche Beispiele für visuelle Irreführungen aufgeführt. Ergänzend wird eine Erklärung geliefert, wie und aus welchen Gründen die jeweilige optische Täuschung wirksam wird.

Faszinierende optische Täuschungen: Bilder und Beispiele

Die Hermann-Gitter-Täuschung

Wie funktioniert diese visuelle Illusionserscheinung?

„Ninio's Extinction Illusion' lautet der Titel des Kunstwerks, das Will Kerslake ursprünglich auf der Plattform Twitter veröffentlichte. Die Darstellung zeigt zwölf Punkte, doch es ist unmöglich, alle zwölf Exemplare gleichzeitig zu erfassen. Wenn man seine Aufmerksamkeit auf ein oder zwei Punkte richtet, verschwinden die übrigen aus dem Blickfeld. Diese optische Täuschung stellt eine Abwandlung der Hermann-Gitter-Täuschung dar: Aufgrund des Gittermusters erscheinen die Kreuzungspunkte heller, während die dunkleren Elemente im selben Moment unsichtbar werden.

Zu diesen Illusionen gehören ebenfalls Farbtäuschungen. Ein sehr bekanntes Beispiel hierfür ist das Bild eines Kleides, das unter dem Schlagwort TheDress auf Twitter geteilt wurde. Viele Personen sahen darin ein weißes Kleid mit goldenen Verzierungen. Tatsächlich, so der Hersteller, handelte es sich um ein blaues Kleid mit schwarzen Akzenten.

Die Münsterberg- oder Kaffeehaus-Täuschung

Wie funktioniert diese visuelle Illusionserscheinung?

Alle orangefarbenen Linien auf der Abbildung sind absolut parallel verlaufend, und alle Rechtecke weisen dieselbe Größe auf. Je länger Sie jedoch darauf verweilen, desto mehr scheinen die Linien sich zu krümmen, insbesondere an den Rändern. Die Ursache hierfür liegt in den Kontrasten, die intensiver wahrgenommen werden als die Linien selbst.

Die Müller-Lyer-Illusion

Wie funktioniert diese visuelle Illusionserscheinung?

Dieses konkrete Beispiel einer optischen Täuschung ist unter dem Namen „Müller-Lyer-Illusion' geläufig. Dabei wird die Wahrnehmung durch hinzufügende Elemente und eine Größenillusion beeinträchtigt. Obwohl beide Linien exakt gleich lang sind, suggeriert die Wahrnehmung etwas anderes. In diese Kategorie fallen auch Illusionserscheinungen im Bereich der Tiefe oder perspektivische Verzerrungen der Größe.

Die Ebbinghaus-Illusion

Wie funktioniert diese visuelle Illusionserscheinung?

Bei dieser spezifischen optischen Täuschung scheint der obere linke innere Kreis kleiner zu sein als der untere rechte. Dies ist jedoch eine Fehleinschätzung! Beide inneren Kreise sind identisch. Da sie von unterschiedlich dimensionierten Kreisen umgeben sind, werden ihre Größen relativiert und verändert. Ähnlich wie bei Menschen im wahren Leben (denken Sie an den Cheerleader-Effekt).

Scheinbilder durch optische Täuschung

Wie funktioniert diese visuelle Illusionserscheinung?

Hierbei handelt es sich um ein sogenanntes „Scheinbild'. Wenn Sie längere Zeit auf einen schwarzen Punkt starren und anschließend auf eine weiße Wand oder Decke blicken, nehmen Sie den Regenbogen in seinen wahren Farben wahr. Der Grund dafür ist eine Desensibilisierung der Rezeptoren in Ihren Augen. Fachleute sprechen hierbei auch von einem „negativen Nachbild'. Wer länger auf dunkle Farbtöne fokussiert, sieht diese im Nachbild hell und umgekehrt. Eines der bekanntesten Scheinbilder stellt die vermeintliche Erscheinung Jesu als optische Täuschung dar.

Optische Täuschung durch Bewegungsillusion

Wie funktioniert diese visuelle Illusionserscheinung?

Bei der Bewegungsillusion handelt es sich um das Phänomen der Scheinbewegung. Sie betrachten ein statisches Bild, doch alles scheint sich dennoch zu bewegen. Viele dieser Darstellungen wirken fast halluzinatorisch. Ausgelöst wird diese optische Irreführung durch sich wiederholende Muster. Aufgrund unterschiedlicher Intensitäten von Kontrasten kommt es im Gehirn zu Fehlinterpretationen. Der Grund: Fehlt ein Anhaltspunkt für eine räumliche Verortung, entsteht der Eindruck von Bewegung.

Vexierbilder als optische Täuschung

Wie funktioniert diese visuelle Illusionserscheinung?

Diese Art der optischen Täuschung resultiert aus einer Formenillusion. Was erkennen Sie auf der obigen Grafik? Im Internet kursiert dieses Motiv als eine Art Selbsteinschätzung für „schmutzige Gedanken', was natürlich Unsinn ist. Obwohl die Mehrheit der Menschen zuerst einen weiblichen Torso wahrnimmt, könnten es ebenso zwei tanzende Strichmännchen sein, die ihre Arme nach oben recken. Ein typisches Vexierbild (hier die Auflösung dazu). Dahinter verbirgt sich eine „Mehrdeutigkeit': Es gibt ein „Positiv' und ein „Negativ' der Abbildung. Klassische Beispiele sind Darstellungen von zwei einander zugewandten Gesichtern, die als schwarze Umrisse erkennbar sind. Der Raum zwischen den Gesichtern wird häufig als Vase interpretiert.

Kippfiguren als optische Täuschung

Wie funktioniert diese visuelle Illusionserscheinung?

Mit den Vexierbildern sind die Kippfiguren, auch „Kippbilder' genannt, eng verwandt. Die oben gezeigte Grafik stammt vom amerikanischen Zeichner William Ely Hill und wurde unter dem Titel „My Wife and My Mother-In-Law' veröffentlicht. Laut einer Studie der Flinders Universität hängt die zuerst erkannte Figur - ob die junge oder die alte Frau - vom Alter des Betrachters ab. Wenn Sie die junge Frau sehen, sind Sie selbst jung geblieben.

Unmögliche Figuren als optische Täuschung

Wie funktioniert diese visuelle Illusionserscheinung?

Beliebt unter den optischen Täuschungen sind ebenfalls „unmögliche Figuren': Geometrische Konstruktionen wie das bekannte „Penrose-Dreieck' oder dieser Würfel. Diese Gebilde zählen ebenfalls zu den Kippfiguren. Dabei handelt es sich um zweidimensionale Darstellungen, die den Eindruck von Dreidimensionalität erwecken. Dies führt dazu, dass sich die Wahrnehmung spontan verändert, wenn wir sie über einen längeren Zeitraum betrachten. Sie werden daher auch als „multistabile Konstruktionen', „Gestaltwechsel' oder „Wahrnehmungswechsel' bezeichnet.

Wie entstehen optische Täuschungen im täglichen Leben?

Es existieren diverse Methoden, um eine optische Täuschung zu erzeugen und das Sehvermögen zu täuschen. Die Irreführung basiert stets auf dem fehlerhaften Zusammenspiel zwischen der visuellen Erfassung durch die Augen und der anschließenden Deutung durch das Gehirn. Die Erklärungen hierfür lauten:

  • Verarbeitung von Sinneseindrücken
    Manche optischen Täuschungen funktionieren nur, weil das Auge Informationen nicht nur aufnimmt, sondern auch filtert. Was als unwichtig eingestuft wird, erreicht das Gehirn gar nicht erst. Umgekehrt funktioniert dies ebenso: Dinge, die wir zu kennen glauben, werden vervollständigt. Dabei greifen wir auf gespeicherte Erinnerungen und Erfahrungen zurück. Das Gehirn bemüht sich dann, die Bilder zu einem kohärenten Ergebnis zusammenzufügen. Optische Täuschungen manipulieren somit den Prozess und spielen dem Gehirn einen Streich.
  • Verwirrung durch falsche Verhältnisse
    Viele visuelle Täuschungen nutzen fehlerhafte Verhältnisse. Ein Objekt, das von kleineren Objekten umgeben ist, erscheint größer. Das menschliche Sehvermögen kann solche Relationen nur schwer einschätzen. Dies gilt übrigens auch für Farben. Zwei gleichfarbige Quadrate wirken auf unterschiedlich hellen oder dunklen Hintergründen plötzlich nicht mehr identisch. Bei anderen optischen Täuschungen sind der Standort oder die Blickwinkel entscheidend.

Wer hat optische Täuschungen entdeckt?

Die Kunstwelt bedient sich schon seit Langem der Illusionen. Zu den profiliertesten Vertretern zählen der spanische Maler und Exzentriker Salvador Dalí. Er gilt als führender Kopf des Surrealismus. Ebenso ist der niederländische Grafiker Maurits Cornelis Escher hervorzuheben. Er ist berühmt für seine unmöglichen Perspektiven. Seine Werke zeigen Treppen, die scheinbar endlos sind, wie in der Grafik „Treppauf/Treppab'.

Die Malerei, die auf Illusionen setzt, lässt sich bis in die Antike zurückverfolgen. Im Zeitalter der Renaissance wurden mittels perspektivischer Maltechniken, den sogenannten „Trompe-l'œil' (was so viel wie „das Auge täuschen' bedeutet), in Sakralbauten oder Palästen architektonische Elemente vorgetäuscht, um den Eindruck eines größeren Raumes zu erwecken.

Erfahrbare Illusionen im Alltag

Optische Täuschungen begegnen uns auch in unserem alltäglichen Leben. Erlebbare visuelle Täuschungen und Illusionen sind zum Beispiel:

  1. Nachbild
    Schalten Sie eine Glühbirne für einige Sekunden ein und blicken Sie direkt hinein. Richten Sie anschließend Ihren Blick in den Raum. Plötzlich scheint die Glühbirne in allem aufzutauchen, was Sie ansehen.
  2. Fata Morgana
    Das Phänomen der Fata Morgana entsteht durch starke Hitzeeinwirkung. Bei erhitztem Untergrund dehnt sich die Luft aus. Dort, wo heiße und kalte Luftschichten aufeinandertreffen, kommt es zu Lichtbrechungen. An den Grenzen dieser Schichten entstehen Luftspiegelungen. Dadurch können Objekte abgebildet werden, die sich tatsächlich viele Kilometer entfernt befinden.
  3. Landschaftliche Phänomene
    Optische Täuschungen können sogar zu Verschwörungstheorien führen. Ein Beispiel hierfür ist der schottische Berg „Electric Brae'. Dort scheinen Autos auf der Strecke der A719 bergauf zu rollen. Dies führte zu Spekulationen über erdmagnetische Strahlungen. Tatsächlich ist es nur die umgebende Bergkulisse, die diese Illusion hervorruft (siehe dazu ein Video auf YouTube).

3 Ratschläge, um die eigene Wahrnehmung zu hinterfragen

Optische Täuschungen und Illusionen können ausgezeichnet dazu genutzt werden, die eigene Wahrnehmung kritisch zu überprüfen. Mit den folgenden drei Fragestellungen gelingt dies:

  • Gibt es alternative Erklärungen?
    Wer sich ausschließlich auf die offensichtlichste Erklärung verlässt, neigt möglicherweise zu einer unvollständigen Betrachtung. Auf diese Weise kann man leicht einer falschen Wahrnehmung oder einer optischen Täuschung zum Opfer fallen. Üben Sie sich darin, nach alternativen Deutungsmöglichkeiten zu suchen.
  • Verfüge ich über alle notwendigen Informationen?
    Häufig erfassen wir nur einen Bruchteil des Gesamtbildes. Aus diesem Fragment versuchen wir dann, ein vollständiges Bild zu rekonstruieren. Versuchen Sie, Ihre momentane Wahrnehmung zu hinterfragen und sich nicht vorschnell auf die erste Einschätzung zu verlassen.
  • Betrachte ich verschiedene Perspektiven?
    Die Wahrnehmung wird maßgeblich durch den individuellen Standpunkt geprägt. Meinungen, Sichtweisen, Vorurteile oder Denkmuster können jedoch irreführend sein. Wechseln Sie daher bewusst die Perspektive, um festgefahrene Denkmuster aufzubrechen.

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