Hygienemaßnahmen für die Hände
Händehygiene - Die korrekte Durchführung!
Die Hygiene der Hände zählt zu den essentiellsten Vorkehrungen zur Prävention von Infektionen in Krankenhäusern und Pflegeinstitutionen. Im beruflichen Alltag kommen die Hände der Mitarbeiter ständig mit Patienten und Objekten in Berührung, wodurch Krankheitserreger übertragen werden können. Umso entscheidender ist die korrekte Anwendung der Händedesinfektion als integraler Bestandteil des Hygienekonzepts und der Arbeitsabläufe. Im Folgenden werden die wichtigsten Regeln für eine wirkungsvolle Händehygiene nochmals in Erinnerung gerufen.
Selbstverständlich soll durch das Waschen und Desinfizieren der Hände primär die weitere Ausbreitung von Infektionen unterbunden werden. Jedoch verfolgen diese Hygienemaßnahmen auch noch weitere Ziele:
- Schutz vor der Ausbreitung von Hautkontaminationen,
- Beseitigung und/oder Inaktivierung von vorübergehenden (transienten) Mikroorganismen,
- Verminderung der permanent vorhandenen (residenten) Hautflora,
- Beseitigung von Verunreinigungen,
- Schutz und Pflege der Haut der Hände.
Bedingungen für effektive Hygiene
- An Händen und Unterarmen sollte keinerlei Schmuck getragen werden, wie beispielsweise Uhren, Ringe oder andere Schmuckgegenstände.
- Lediglich eine gepflegte und unversehrte Haut kann zuverlässig desinfiziert werden. Daher sind Hautschutz und regelmäßige Hautpflege unerlässlich.
- Desinfektionsmittel sollten sich stets in Reichweite des Anwenders befinden und für das Personal jederzeit zugänglich sein. Wandspender, Halterungen für Bettgestelle, Kittelflaschen und weitere Applikationssysteme stellen eine ausreichende Versorgung mit Hygieneprodukten im Arbeitsumfeld sicher.
Die geeignete Ausstattung am Waschplatz
Die richtige Bedienung eines Desinfektionsmittelspenders muss ebenfalls erlernt werden, um eine tadellose Hygiene zu gewährleisten. Beim Anfassen von Spendern, Waschlotionen, Desinfektionsmittelflaschen sowie an den Waschplätzen besteht ein erhöhtes Risiko der Übertragung von Krankheitserregern. Um dies zu vermeiden, sollten Berührungen möglichst unterbleiben. Eine entsprechende Waschplatzausstattung muss daher ohne Handkontakt nutzbar sein:
- Leicht zugängliche Waschgelegenheit und Spender.
- Waschbecken mit Kalt- und Warmwasser (z. B. Einhebelmischbatterien).
- Jeweils ein Spender für Händedesinfektion und Waschlotion. Seifenstücke sind untersagt.
- Zusätzliche Spender oder Tuben für Hautschutz und Hautpflege.
- Betätigung der Wasserhähne und Spender per Fuß, Ellbogen oder Sensortechnik.
- Die Spender sollten einfach zu säubern und zu desinfizieren sein. Spender für Waschlotionen und Hautpflegemittel müssen vor jeder Neubefüllung geleert, desinfiziert und gründlich gereinigt werden. Besonderes Augenmerk sollte hierbei auf die Dosiervorrichtung gerichtet sein. Für die Verwendung von Waschlotionen und Desinfektionsmitteln sind Einmalflaschen gut geeignet.
- Handtuchspender mit Einwegtüchern.
Vier Maßnahmen für hygienisch reine Hände im Krankenhaus
1. Hygienische Händedesinfektion
Durch eine hygienische Händedesinfektion soll vorrangig die transiente Hautflora beseitigt werden. Diese Maßnahme verhindert die Übertragung von Mikroorganismen von einem Patienten zum nächsten. Dementsprechend häufig muss die hygienische Händedesinfektion durchgeführt werden:
- vor und nach dem Kontakt mit Patienten,
- vor Tätigkeiten in einem sterilen Umfeld,
- nach dem Kontakt mit potenziell infektiösen Materialien,
- nach dem Kontakt mit der direkten Patientenumgebung.
Bei der hygienischen Händedesinfektion wird das Desinfektionsmittel in alle Bereiche der Hand eingerieben. Hierbei ist insbesondere darauf zu achten, dass Handgelenke, Daumen, Fingerspitzen und Fingerzwischenräume durchgehend mit dem Desinfektionsmittel benetzt sind. Der Vorgang wird gemäß der vom Fabrikanten empfohlenen Kontaktzeit fortgesetzt.
Welches Desinfektionsmittel ist das Richtige?
Anwender sollten sich im Vorfeld über die Wirksamkeit geeigneter Desinfektionsmittel informieren. Auskunft über die Viruswirksamkeit von Präparaten im Gesundheitswesen gibt beispielsweise die IHO-Desinfektionsmittelliste. Bei behördlich verordneten Entseuchungen sind RKI-gelistete Produkte zu verwenden.
2. Chirurgische Händedesinfektion
Mithilfe einer chirurgischen Händedesinfektion soll die transiente Hautflora vernichtet und die residente Hautflora reduziert werden. Diese Maßnahme wird vor sämtlichen operativen Eingriffen vorgenommen. Obgleich die Hände des Chirurgen während der Operation in sterilen OP-Handschuhen stecken, verhindert die chirurgische Händedesinfektion eine Keimübertragung über den Handschuhschaft. Für eine effektive Händedesinfektion müssen die Fingernägel kurz und rund geschnitten sein und es darf keine Nagelbettverletzung bestehen. Bei Bedarf sind desinfizierte Kunststoffbürsten speziell für die Reinigung der Fingernägel erhältlich.
Die Durchführung der chirurgischen Händedesinfektion geschieht in vier Schritten:
- Das Händedesinfektionsmittel wird in die trockene, gesäuberte Hand gegeben. Der Spender wird dabei mithilfe des Ellenbogens bedient.
- Hände sowie Unterarme bis zum Ellenbogen werden mit Desinfektionsmittel eingerieben. Dabei ist sicherzustellen, dass die kompletten Handflächen mit Desinfektionsmittel befeuchtet sind.
- Hände und Unterarme werden über die vom Hersteller empfohlene Einwirkzeit hinweg mit Desinfektionsmittel eingerieben und feucht gehalten.
- Hände während und nach dem Einreiben über Ellenbogenniveau halten. Vor dem Anziehen der OP-Handschuhe müssen die Hände trocken sein.
Zuerst Hände waschen oder zuerst desinfizieren?
Im Regelfall kann auf die herkömmlich durchgeführte Waschphase vor einer chirurgischen Händedesinfektion verzichtet werden. Bei optisch reinen Händen ist das Händewaschen nicht mehr grundsätzlich notwendig. Der Grund dafür ist, dass das Händewaschen die Wirkung der alkoholischen Desinfektionsmittel reduziert und somit eher einen kontraproduktiven Effekt hat. Vor Dienstbeginn ist das Händewaschen jedoch weiterhin Pflicht, da die Alkohole aus den Desinfektionsmitteln lediglich unzureichend gegen Bakteriensporen wirken.
Unter einer Händewaschung versteht man das Reinigen der Hände mit Wasser und Waschlotion. Vor und nach der Arbeitszeit ist das Händewaschen als Hygienemaßnahme ausreichend. Jedoch ist in den meisten Situationen im Krankenhausalltag eine hygienische Händedesinfektion mit einem alkoholhaltigen Desinfektionsmittel der Händewaschung vorzuziehen. In den folgenden Fällen reicht das Händewaschen allerdings aus:
- vor Dienstbeginn und nach Dienstende,
- sobald die Hände sichtbar verschmutzt sind,
- wenn die Hände Sporenbildnern ausgesetzt waren,
- nach dem Toilettengang,
- bei schweißnassen oder klebrigen Händen.
Die Anwendung der Händewaschung erfolgt in fünf Phasen:
- Hände mit lauwarmem Wasser anfeuchten.
- Waschlotion per Spender oder Dosierpumpe entnehmen und mit Wasser aufschäumen.
- Bei Bedarf mit einer weichen Bürste unter den Fingernägeln reinigen.
- Hände sorgfältig abspülen, um Überreste der Waschlotion zu beseitigen.
- Feuchte Hände mit einem Einmalhandtuch gründlich abtrocknen.
Während des Waschvorgangs sollten folgende Punkte vermieden werden:
- Verwendung von heißem Wasser: entfernt den hauteigenen Fettfilm.
- Intensive Behandlung mit der Bürste: schädigt die epidermalen Hautschichten.
- Verwendung von Seife: zerstört den natürlichen Säureschutzmantel der Haut.
- Übermäßig langes Waschen.
- Unzureichendes Abspülen der Waschlotion.
- Verwendung von zu rauen Einmalhandtüchern.
- Mangelhaftes Abtrocknen nach dem Waschen.
Zuerst Hände waschen oder zuerst desinfizieren?
Sollte eine Kombination beider Verfahren erforderlich sein - etwa bei einer möglichen Kontamination mit Clostridium difficile-Sporen - sollte die Händewaschung stets nach der Desinfektion durchgeführt werden. Eine Ausnahme besteht bei stark verunreinigten Händen - in diesem Fall müssen diese zuerst durch das Händewaschen von grobem Schmutz befreit werden, damit die Desinfektion ihre Wirkung entfalten kann. Bei einer lokalen Verschmutzung empfiehlt das Robert-Koch-Institut (RKI) die Vorbehandlung mit einem in Händedesinfektionsmittel getränkten Papiertuch, Zellstoff oder Ähnlichem, bevor die hygienische Händedesinfektion vorgenommen wird.
4. Hautpflege & Hautschutz
Hautpflege ist von großer Bedeutung, um die Haut gesund zu erhalten und somit eine optimale Wirksamkeit des Desinfektionsmittels zu gewährleisten. Die idealen Zeitpunkte für die Hautpflege sind vor Arbeitsbeginn, während der Pausen und nach der Arbeit. Bei Bedarf auch häufiger, denn eine gesunde Haut bildet die Grundlage für eine effektive Händehygiene. Das Ausmaß der notwendigen Pflege hängt auch vom Hauttyp und der jeweiligen Jahreszeit ab.
Das Ziel des Hautschutzes ist die Verhinderung des Kontakts zwischen Schadstoffen und der Haut. Auch Schutzhandschuhe zählen zu diesen Hygienemaßnahmen. Hautschutz wird vor Arbeitsbeginn, vor bzw. während hautbelastender Tätigkeiten, vor dem längeren Tragen von Handschuhen sowie nach Pausen angewendet.
Die Anwendung von Hautpflege bzw. Hautschutz erfolgt in drei Schritten:
- Um in hygienischer Hinsicht alles korrekt ablaufen zu lassen, sollte das Pflegeprodukt aus einem Wandspender, durch eine Dosierpumpe oder aus einer Tube entnommen werden.
- Das Produkt zur Hautpflege bzw. zum Hautschutz auf den Handrücken der sauberen, trockenen Hände auftragen.
- Zuerst die Handaußenflächen, anschließend die Innenflächen eincremen. Dabei die Fingerzwischenräume und Nagelbetten nicht vergessen.
Die hygienische Nutzung von medizinischen Einmalhandschuhen
Bei vorhersehbarem Kontakt mit Krankheitserregern oder Körperausscheidungen sollten Schutzhandschuhe angezogen werden. Vor und nach jedem Anziehen der Handschuhe ist eine hygienische Händedesinfektion durchzuführen, da Handschuhe keinen sicheren Schutz vor Kontamination bieten. Nur in Ausnahmefällen sollte eine Hand mit Handschuh desinfiziert werden, beispielsweise um einen häufigen Handschuhwechsel zu vermeiden. Hierfür müssen jedoch folgende Bedingungen erfüllt sein:
- ein Nachweis für die Desinfizierbarkeit der Handschuhe,
- kein vorangegangenes Perforationsrisiko,
- keine Kontamination mit Blut o. Ä.,
- keine erhöhte Kontaminationswahrscheinlichkeit mit Viren oder multiresistenten Erregern.
Entstehung & Vorbeugung von Hautirritationen
Es besteht die allgemeine Annahme, dass alkoholische Händedesinfektionsmittel der Haut schaden und trockene Hände verursachen. Diese Befürchtung ist jedoch unbegründet. Zwar werden beim Desinfizieren Hautfette gelöst, jedoch gleichzeitig auch wieder in die Haut eingerieben. Die Inhaltsstoffe in alkoholischen Desinfektionsmitteln können rückfettende Substanzen beinhalten und fehlende Hautfette teilweise ersetzen.
Anders verhält es sich beim Händewaschen. Häufiges und langes Waschen beeinträchtigt die schützende Funktion der Hornschicht. Dadurch werden hauteigene Fette gelöst und abgewaschen. Obendrein ist keine antimikrobielle Wirkung gegeben. Dies kann langfristig zu rissiger oder schuppiger Haut führen, welche ideale Nischen für Mikroorganismen bietet und somit ein Hygienerisiko darstellt. Richtig angewendeter Hautschutz und regelmäßige Hautpflege können dem entgegenwirken.
Folgende Tätigkeiten schaden der Haut:
- langes und häufiges Händewaschen,
- Bürsten oder Scheuern der Haut,
- langes Tragen von Handschuhen,
- direkter Hautkontakt mit reizenden oder ätzenden Substanzen.