Alternative Behandlung von Epilepsie
Epilepsie: Das Gewitter im Gehirn bezwingen
Epilepsie stellt eine Erkrankung des Nervensystems dar, bei welcher die Betroffenen zu wiederholten Krampfanfällen (epileptische Attacken) tendieren. Im Zuge solcher Anfälle können einzelne Körperregionen oder der gesamte Körper krampfen, was mitunter zu Bewusstlosigkeit führt. Die Auslöser für Epilepsie sind mannigfaltig. Erfahren Sie hier, inwiefern Vitamine, Mineralien und Fettsäuren dazu beitragen können, epileptische Anfälle zu verringern und die medikamentöse Therapie von Epilepsie zu unterstützen.
Ursachen und Symptomatik
Was ist unter Epilepsie zu verstehen und welche Ursachen liegen ihr zugrunde?
Epilepsie gehört zu den chronischen Leiden des zentralen Nervensystems. Betroffene mit Epilepsie (Fallsucht) zeigen eine Neigung zu unkontrollierten Krampfanfällen, den sogenannten epileptischen Anfällen. Während eines solchen Anfalls feuern Nervenzellen im Gehirn plötzlich und synchron elektrische Impulse ab. Dies zieht vorübergehende Störungen der Gehirnfunktionen nach sich. Für die Diagnose Epilepsie müssen mindestens zwei Anfälle innerhalb von 24 Stunden aufgetreten sein.
Die Veränderungen, die bei Epilepsie im Gehirn stattfinden, sind langfristiger Natur und können sowohl erblich bedingt als auch erworben sein. Ebenso kann ein Mangel an Sauerstoff während der Schwangerschaft oder Geburt oder Fehlbildungen der Blutgefäße im Gehirn die Entwicklung einer angeborenen Epilepsie begünstigen.
Es lassen sich unterschiedliche Formen von Epilepsie unterscheiden:
- Fokale Anfälle beginnen an einem genau definierten Punkt im Gehirn, beispielsweise bei einer Narbenbildung, die durch einen Apoplex verursacht wurde.
- Sekundär generalisierte Anfälle haben - wie fokale Anfälle - ihren Anfang an einer bestimmten Stelle, breiten sich jedoch von dort auf das gesamte Hirn aus.
- Generalisierte Anfälle betreffen das gesamte Gehirn von Beginn an.
Info
Von einer Epilepsie sind sogenannte „Gelegenheitsanfälle' klar zu trennen. Etwa ein Zehntel der Bevölkerung erleidet im Laufe ihres Lebens einen solchen Krampfanfall. Dieser kann durch diverse Faktoren ausgelöst werden, wie etwa Unterzuckerung, Schlafdefizit, Konsum von Alkohol oder Drogen, hohes Fieber oder Durchblutungsstörungen des Gehirns nach einem Schlaganfall, Hirnblutungen oder Gehirnentzündungen.
Symptome und Konsequenzen von Epilepsie
Die Symptomatik von Epilepsie variiert in Abhängigkeit davon, wie stark ein epileptischer Anfall ausgeprägt ist. Bei manchen Menschen äußert sich ein Anfall lediglich durch leichtes Kribbeln oder Zucken einzelner Muskelpartien. Andere wiederum erleiden eine Ohnmacht, verlieren das Bewusstsein und der gesamte Körper zittert während eines Krampfanfalls. Auch Halluzinationen sowie Beeinträchtigungen der Wahrnehmung können auftreten.
In den meisten Fällen klingt ein epileptischer Anfall nach wenigen Augenblicken wieder ab. Besonders gefürchtet ist der sogenannte Status epilepticus: Hierbei krampfen die Betroffenen über einen Zeitraum von mehr als zehn Minuten oder erleiden mehrere Anfälle unmittelbar nacheinander. Dies kann lebensbedrohlich sein und unter Umständen zu einer Schädigung des Gehirns führen. Daher ist es wichtig, umgehend einen Notarzt zu rufen.
Epilepsie kann die durchschnittliche Lebenserwartung der Patienten verkürzen. Abhängig davon, wie stark die Krankheit das Leben der Betroffenen beeinflusst, kann sie auch zu einer Behinderung führen. In vielen Fällen besteht die Neigung zu Epilepsie ein Leben lang fort.
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Behandlungsziele
Wie erfolgt die klassische Behandlung von Epilepsie?
Epilepsie gilt als nicht heilbar. In der Therapie kommen Medikamente (Antiepileptika) zur Anwendung, die vor Anfällen schützen oder diese beenden sollen. Jedoch wirken Antiepileptika nicht direkt gegen die Epilepsie selbst, sondern können eher als „Anfallsblocker' betrachtet werden, indem sie die Reizschwelle für das Auftreten von Anfällen im Gehirn anheben.
Die krampflösende Wirkung dieser Medikamente basiert auf verschiedenen Wirkmechanismen:
- Einige Inhaltsstoffe fördern die Kontrolle der Nervensignale. Dazu zählen beispielsweise Lamotrigen (Lamictal® oder lamotrigin-biomo®), Carbamazepin (Tegretal® oder Timonil®), Phenytoin (Phenhydan®, Zentropil®) oder Valproinsäure (Convulsofin®, Ergenyl®).
- Andere Inhaltsstoffe verstärken die Wirkung des hemmenden Neurotransmitters Gamma-Aminobuttersäure (GABA) oder unterstützen dessen Freisetzung. Dies führt dazu, dass die Ausbreitung der epileptischen Aktivität im Nervengewebe gestoppt wird. Beispiele hierfür sind Clonazepam (Rivotril® oder Antelepsin®) und Phenobarbital (Luminal®).
Viele dieser Inhaltsstoffe haben mehr als nur eine Wirkungsweise.
Info
Nicht jeder epileptische Anfall erfordert eine medikamentöse Behandlung. Im Falle eines gelegentlichen Anfalls ist der Einsatz von Medikamenten nicht immer sinnvoll. Eine chronische Epilepsie hingegen wird grundsätzlich behandelt.
Sollten Medikamente keine Wirkung zeigen, können weitere Maßnahmen in Betracht gezogen werden:
- Operationen: Hierbei wird die Hirnregion, von der die Anfälle ausgehen, operativ entfernt. Ein solcher Eingriff ist jedoch nicht bei allen Formen von Epilepsie möglich.
- Stimulationsverfahren: Bei diesem Verfahren wird ein bestimmter Hirnnerv (Nervus vagus) stimuliert. Dieser Nerv ist für die Signalübertragung zwischen dem Gehirn und anderen Organen zuständig. Im Rahmen der Behandlung wird im Hals-Nacken-Bereich eine Elektrode platziert, welche in regelmäßigen Abständen einen elektrischen Reiz an den Nerv abgibt und dadurch die Anfälle reduzieren soll.
Zielsetzung der Mikronährstoffmedizin
Das primäre Ziel der Mikronährstoffmedizin liegt darin, einen potenziellen Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen auszugleichen. Bei Epilepsie-Patienten lassen sich nicht selten erniedrigte Werte bestimmter Mikronährstoffe im Blut feststellen. Darüber hinaus können gewisse Vitamine, Mineralstoffe und Fettsäuren dazu beitragen, die Frequenz sowie die Dauer von Krampfanfällen zu reduzieren. Schließlich benötigt der Körper Mikronährstoffe für eine gesunde Funktion des Nervensystems.
Folgende Mikronährstoffe finden Anwendung:
Zusätzlich können Vitamine sowie Antioxidantien einige der Nebenwirkungen von Epilepsie-Medikamenten kompensieren.
Info
Insbesondere bei Epilepsie im Kindesalter erweist sich eine ketogene Ernährungsweise als wirksam. Hierbei handelt es sich um eine Diät mit stark reduzierter Kohlenhydratzufuhr. Normalerweise ist das Gehirn auf die Energiezufuhr aus Kohlenhydraten angewiesen. Werden diese jedoch durch die Ernährung reduziert, produziert der Körper alternative Energieträger (Ketonkörper). Diese Veränderung im Energiestoffwechsel hat eine stabilisierende Wirkung auf die elektrische Aktivität im Gehirn und reduziert die Häufigkeit von Anfällen. Allerdings sollte eine solch strenge Diät nur unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden.
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Behandlung mit Mikronährstoffen
Antioxidantien zur Reduzierung der Häufigkeit von Krampfanfällen
Wirkungsweise von Antioxidantien bei Epilepsie
Aggressive Sauerstoffverbindungen, die sogenannten freien Radikale, können die Zellen im Gehirn sowie im gesamten Körper schädigen. Ein Übermaß an freien Radikalen wird als oxidativer Stress bezeichnet. Experten vermuten, dass oxidativer Stress die Entstehung von Epilepsie begünstigen kann. Antioxidantien wie Vitamin E, Zink oder Selen können diesen oxidativen Stress abfangen.
Vitamin E ist in der Lage, nicht nur den oxidativen Stress im Gehirn zu reduzieren, sondern auch die Krampfneigung zu senken. Kleinere, jedoch qualitativ hochwertige Studien zeigen, dass die Gabe von Vitamin E bei Epilepsiepatienten, die bereits Medikamente einnahmen, die Anzahl der Anfälle im Vergleich zu Patienten, die keine zusätzlichen Vitamin-E-Präparate erhielten, reduzieren konnte. Allerdings konnte eine andere kleine, hochwertige Studie diese Resultate nicht bestätigen - besonders nicht bei einer längerfristigen Einnahme.
Zink spielt neben seiner antioxidativen Wirkung auch eine Rolle für ein ausgewogenes Verhältnis von erregenden und hemmenden Reizen im Gehirn. In einer qualitativ hochwertigen Studie mit Kindern, die unter schwer behandelbarer Epilepsie litten, konnte Zink bei etwa einem Drittel der Kinder die Häufigkeit der Anfälle verringern. Jedoch ist das Nutzen-Risiko-Verhältnis von Zink bei Epilepsie noch nicht gänzlich geklärt. Es gibt Hinweise darauf, dass sehr hohe Zink-Dosierungen auch negative Auswirkungen haben könnten.
Selen trägt ebenfalls zur Reduktion von oxidativem Stress bei. Es liegen Berichte vor, dass Selen bei einigen Patienten die Anzahl der epileptischen Anfälle sowie die Schädigung der Nerven reduzieren konnte.
Die bisherigen Ergebnisse zum Einsatz von Antioxidantien bei Epilepsie sind vielversprechend. Dennoch bedarf es weiterer Studien, um den positiven Effekt zu bestätigen. Generell sollte oxidativer Stress bei Epilepsie vermieden werden, was für einen Einnahmeversuch von Antioxidantien spricht.
Empfohlene Dosierung und Einnahme von Antioxidantien bei Epilepsie
Mikronährstoff-Experten empfehlen im Allgemeinen bei Epilepsie ein Präparat, welches verschiedene Antioxidantien enthält, um eine adäquate Versorgung zu gewährleisten. Als sinnvoll erachten sie eine tägliche Dosis von 10 bis 15 Milligramm Zink, 50 bis 100 Mikrogramm Selen und 20 bis 50 Milligramm Vitamin E.
In Absprache mit dem behandelnden Arzt kann Vitamin E auch höher dosiert werden (Vitamin-E-Therapie). In diesem Fall sind bis zu 270 Milligramm Vitamin E täglich möglich. Vorteilhaft sind Vitamin-E-Präparate, die alle natürlich vorkommenden Vitamin-E-Verbindungen beinhalten: Tocopherole und Tocotrienole.
Tipp
Vitamin E benötigt Vitamin C, um sich zu regenerieren. Achten Sie daher auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin C. Das Verhältnis von Vitamin C zu Vitamin E sollte in etwa 3:1 oder 2:1 betragen.
Vitamin E wird in Verbindung mit Fett besser vom Körper aufgenommen, weshalb die Einnahme zu einer Mahlzeit empfehlenswert ist. Auch die Aufnahme von Zink wird auf diese Weise gefördert. Zudem sind Zink- sowie Selenpräparate in der Regel besser verträglich, wenn sie zusammen mit einer Mahlzeit eingenommen werden.
Oxidativen Stress im Labor bestimmen lassen
Es gibt unterschiedliche Methoden, um oxidativen Stress zu messen. Beispielsweise kann der Malondialdehyd-Spiegel im Urin oder Blutserum bestimmt werden. Malondialdehyd dient als Marker, der Aufschluss darüber gibt, in welchem Ausmaß die ungesättigten Fettsäuren im Körper durch aggressive Sauerstoffmoleküle geschädigt wurden.
Als Normalwerte gelten Werte zwischen 0,36 und 1,4 Mikromol Malondialdehyd pro Liter Blut oder 0,2 bis 1,45 Mikromol Malondialdehyd pro Millimol Kreatinin im Urin.
Wichtig: Es existieren verschiedene Messverfahren zur Bestimmung von oxidativem Stress. Daher sind stets die vom jeweiligen Labor angegebenen Referenzwerte zu berücksichtigen.
Antioxidantien: Was ist bei der Einnahme von Medikamenten und bei Vorerkrankungen zu beachten?
Bei der Einnahme von hohen Dosen Vitamin E kann es zu Wechselwirkungen mit blutgerinnungshemmenden Medikamenten kommen, die Wirkstoffe wie Phenprocoumon (Falithrom®, Marcumar®) oder Acetylsalicylsäure (Aspirin®, Togal-ASS®) enthalten. Sprechen Sie die Einnahme daher im Vorfeld mit Ihrem Arzt ab, damit er gegebenenfalls die Blutgerinnungswerte engmaschig überwachen kann. Ungefähr 14 Tage vor einem geplanten operativen Eingriff sollten höher dosierte Vitamin-E-Präparate abgesetzt werden, da sie das Blutungsrisiko erhöhen können.
Bei Rauchern sollte die tägliche Dosis von Vitamin E wegen eines potenziellen Risikos für Hirnblutungen nicht über 50 Milligramm liegen. Darüber hinaus wurde ein leicht erhöhtes Lungenkrebsrisiko festgestellt. Daher sollten Raucher bis zur endgültigen Klärung der Sachlage besser auf die Einnahme von hoch dosiertem Vitamin E in Form von Alpha-Tocopherol verzichten.
Zink kann die Wirkung von Medikamenten gegen Osteoporose (Bisphosphonate) sowie bestimmten Antibiotika beeinträchtigen, indem es diese bindet und somit unwirksam macht. Dies betrifft beispielsweise die Antibiotika-Wirkstoffe Ciprofloxacin (Ciloxan®, Ciprobay®) und Tetracyclin (Achromycin®, Supramycin®) sowie den Osteoporose-Wirkstoff Alendronat (Fosamax®, Tevanate®). Um unerwünschte Wechselwirkungen zu vermeiden, sollte ein zeitlicher Abstand von mindestens zwei Stunden zwischen der Einnahme von Zink und den genannten Medikamenten eingehalten werden.
Bei einer Nierenerkrankung kann Selen nicht ordnungsgemäß ausgeschieden werden. Um eine Überdosierung zu vermeiden, sollten Patienten mit Nierenproblemen Selenpräparate nur unter regelmäßiger Kontrolle des Selenspiegels durch den behandelnden Arzt einnehmen. Auf die Einnahme von Zink sollten Patienten mit Nierenerkrankungen im Idealfall verzichten.
Vitamin B6 und Folsäure: Mangel vermeiden und Anfälle reduzieren
Wirkungsweise von Vitamin B6 und Folsäure bei Epilepsie
Vitamin B6 spielt eine bedeutende Rolle im Nervensystem: Es schützt die Nerven und ist an der Bildung von Nervenbotenstoffen beteiligt. Studien haben gezeigt, dass Epilepsiepatienten häufig einen niedrigen Vitamin-B6-Spiegel aufweisen. So zeigt beispielsweise eine Beobachtungsstudie, dass ein Großteil der untersuchten Patienten unzureichend mit Vitamin B6 versorgt war.
Ein Mangel an Vitamin B6 kann bei bestimmten Formen von Epilepsie (Vitamin-B6-abhängige Epilepsie) sogar der Auslöser für die Anfälle sein. Diese spezielle Form kann mit hoch dosierten Vitamin-B6-Präparaten therapiert werden. Jedoch scheint Vitamin B6 mitunter auch bei anderen Epilepsieformen hilfreich zu sein, selbst wenn kein Mangel vorliegt. Erste Studien an Kindern deuten darauf hin, dass Vitamin-B6-Injektionen die Dauer und Häufigkeit von Krampfanfällen reduzieren können. Allerdings konnte eine solche Wirkung von Vitamin B6 bei Patienten mit ausreichender Versorgung nicht in allen Studien belegt werden.
Tipp
Es ist möglich, dass die Wirkung von Vitamin B6 durch Magnesium verstärkt wird. Da Vitamin B6 und Magnesium im Stoffwechsel der Nervenzellen zusammenwirken, kann ein Kombinationspräparat, das die Versorgung mit Magnesium sicherstellt (beispielsweise in einer Dosierung von 150 Milligramm), sinnvoll sein.
Auch Folsäure ist für die Gesundheit der Nerven von Bedeutung. Ein Folsäuremangel tritt bei Menschen mit Epilepsie relativ häufig auf und kann in manchen Fällen sogar epileptische Anfälle verursachen. Allerdings könnte auch eine Überdosierung von Folsäure (mehr als 1.000 Mikrogramm) bei Epilepsiepatienten Anfälle auslösen. Daher sollte Folsäure bei Epilepsie so eingesetzt werden, dass ein Mangel vermieden wird.
Dosierung und Einnahmeempfehlung von Vitamin B6 und Folsäure bei Epilepsie
Bei Epilepsie wird im Allgemeinen empfohlen, täglich zwischen 5 und 100 Milligramm Vitamin B6 sowie 100 bis 800 Mikrogramm Folsäure zu sich zu nehmen. Höhere Dosierungen von Vitamin B6 (über 25 Milligramm) sollten immer mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.
Achtung: Die Wirkung von Epilepsie-Medikamenten, die die Wirkstoffe Phenobarbital (Luminal®) und Phenytoin (Phenhydan®, Zentropil®) enthalten, kann durch hohe Dosen von Vitamin B6 beeinträchtigt werden. In solchen Fällen sollte die tägliche Dosis von Vitamin B6 nicht über 5 Milligramm liegen.
Um die Verträglichkeit zu verbessern, empfiehlt es sich, B-Vitamine zusammen mit einer Mahlzeit einzunehmen.
Expertenwissen
Bei Menschen mit einer Form der Epilepsie, die durch einen Vitamin-B6-Mangel verursacht wird, lässt sich diese in der Regel gut mit Vitamin-B6-Präparaten behandeln. Bei einigen Betroffenen zeigt jedoch nur die aktive Form von Vitamin B6, das Pyridoxalphosphat (PLP), eine wirklich gute Wirkung.
Vitamin-B6- und Folsäure-Status im Labor bestimmen lassen
Bei Epilepsie kann es sinnvoll sein, die Versorgung mit Vitamin B6 und Folsäure im Labor überprüfen zu lassen. Um einen Vitamin-B6-Mangel zu erkennen, wird die aktive Form von Vitamin B6 (Pyridoxalphosphat) im Vollblut bestimmt. Werte zwischen 11,3 und 22,5 Mikrogramm pro Liter gelten als normal.
Der Folsäure-Status wird ermittelt, indem der Arzt den Folat-Anteil in den roten Blutkörperchen (Erythrozyten) misst. Der Normalbereich liegt hier bei 250 bis 400 Mikrogramm pro Liter.
Vitamin B6 und Folsäure: Was ist in Schwangerschaft, Stillzeit sowie bei Erkrankungen und Medikamenteneinnahme zu beachten?
Schwangere und stillende Frauen sollten hoch dosiertes Vitamin B6 nur bei einem nachgewiesenen Mangel und in Rücksprache mit dem behandelnden Frauenarzt einnehmen.
Es besteht der Verdacht, dass Vitamin-B-Präparate nach dem Einsetzen von Gefäßstützen (Stents) und nach einem Herzinfarkt negative Auswirkungen haben können. Daher sollten Sie in diesen Fällen hohe Dosen an Vitamin B6 (40 bis 50 Milligramm pro Tag), Vitamin B12 (60 bis 400 Mikrogramm pro Tag) und Folsäure (800 bis 1.200 Mikrogramm pro Tag) vermeiden.
Dosierungen von mehr als 5 Milligramm Vitamin B6 können die Wirksamkeit von Medikamenten zur Behandlung von Parkinson beeinträchtigen. Hierzu zählt der Wirkstoff L-Dopa (Levopar®, Madopar®). Aus diesem Grund sollte die Dosierung nicht über 5 Milligramm liegen.
Die Wirkung bestimmter Antibiotika, beispielsweise mit den Wirkstoffen Trimethoprim (Infectotrimet®), Proguanil (Paludrine®) und Pyrimethamin (Daraprim®), kann durch Folsäure herabgesetzt werden. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass hohe Mengen Folsäure die Nebenwirkungen einiger Krebsmedikamente verstärken können. Hierzu zählen die Wirkstoffe 5-Fluorouracil (Actikerall®, Benda 5 FU®) und Capecitabin (Xeloda®). Wenn Sie eines dieser Arzneimittel einnehmen, sollten Sie den Einsatz von Folsäure im Vorfeld mit Ihrem Arzt besprechen.
Omega-3-Fettsäuren können entzündliche Botenstoffe eindämmen
Omega-3-Fettsäuren können entzündliche Botenstoffe eindämmen
Omega-3-Fettsäuren wie Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) spielen eine wesentliche Rolle für die Gesundheit des Nervensystems. Sie unterstützen unter anderem die Reizübertragung zwischen den Nervenzellen und wirken zudem entzündungshemmend. Die Forschung geht davon aus, dass eine Überproduktion bestimmter entzündungsfördernder Botenstoffe (Zytokine) die Anfälligkeit für Krampfanfälle verstärken kann.
Eine Beobachtungsstudie deutet auf ein Ungleichgewicht zwischen der Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren und entzündungsfördernden Omega-6-Fettsäuren bei Kindern mit Epilepsie hin. Da Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren Gegenspieler sind, ist das richtige Verhältnis entscheidend. Idealerweise sollte dieses bei 1 zu 5 liegen. Dies bedeutet, dass maximal fünfmal so viele Omega-6-Fettsäuren aufgenommen werden sollten wie Omega-3-Fettsäuren. Insbesondere die Omega-6-Fettsäure Arachidonsäure, welche beispielsweise in Fleisch und Eiern enthalten ist, wirkt stark entzündungsfördernd.
Besonders Patienten, bei denen Antiepileptika keine ausreichende Wirkung zeigen, können von Omega-3-Fettsäuren profitieren. Eine hochwertige Studie belegt, dass die Einnahme von EPA und DHA bei betroffenen Epilepsiepatienten zu einer Reduktion der Häufigkeit und Dauer von Krampfanfällen führte. In der Vergleichsgruppe, die ein Placebo erhielt, war dies nicht der Fall. Des Weiteren konnte durch die Einnahme von Omega-3-Präparaten der Spiegel bestimmter Entzündungsbotenstoffe (TNF-Alpha und Interleukin-6) gesenkt werden, wie das Ergebnis einer weiteren hochwertigen Studie zeigte.
Ob Omega-3-Fettsäuren grundsätzlich allen Patienten mit Epilepsie helfen können, ist bislang noch nicht abschließend geklärt. Diesbezüglich sind weitere Studien erforderlich. Dennoch kann ein Anwendungsversuch aufgrund der positiven gesundheitlichen Wirkungen von Omega-3-Fettsäuren durchaus befürwortet werden.
Empfohlene Dosierung und Einnahme von Omega-3-Fettsäuren bei Epilepsie
Mikronährstoffexperten empfehlen bei Epilepsie im Allgemeinen die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren in einer täglichen Dosierung von 1.500 bis 2.500 Milligramm. In Studien hat sich ein Gehalt von 300 bis 1.000 Milligramm EPA und 400 bis 2.000 Milligramm DHA als wirksam erwiesen. EPA und DHA sind hauptsächlich in Fisch- oder Algenöl enthalten.
Omega-3-Fettsäuren sollten zusammen mit einer Mahlzeit eingenommen werden, da die Aufnahme dieser Fettsäuren fettabhängig ist.
Tipp
Gerade bei Fischöl-Präparaten ist es wichtig, auf eine gute Qualität zu achten: Hochwertige Präparate durchlaufen verschiedene Reinigungsprozesse, um Schadstoffe und andere unerwünschte Rückstände zu entfernen. Omega-3-Fettsäuren aus Krill oder Algen sind hingegen von Natur aus arm an Schadstoffen.
Omega-3-Status im Labor bestimmen lassen
Im Rahmen der Epilepsiebehandlung kann es sinnvoll sein, die Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren zu überprüfen. Der Omega-3-Index gibt Aufschluss darüber, wie gut der Körper mit Omega-3-Fettsäuren versorgt ist. Dabei wird im Labor der Anteil der Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA in den roten Blutzellen (Erythrozyten) bestimmt. Ein idealer Omega-3-Index liegt bei über 8. Dies bedeutet, dass von 100 Fettsäuren in den roten Blutzellen 8 hochwertige Omega-3-Fettsäuren sind.
Omega-3-Fettsäuren: Was ist bei der Einnahme von Medikamenten, bei Vorerkrankungen und vor Operationen zu beachten?
Omega-3-Fettsäuren haben ab einer Dosis von 1.000 Milligramm eine blutverdünnende Wirkung und können die Wirkung von blutverdünnenden Medikamenten verstärken. Zu diesen Medikamenten zählen Wirkstoffe wie Warfarin (Coumadin®), Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin®) oder Heparin (Clexane®). Wenn Sie Blutverdünner einnehmen, sollten Sie die Behandlung mit Omega-3-Präparaten im Vorfeld mit Ihrem Arzt besprechen. Dies gilt auch für Menschen, die unter einer Blutgerinnungsstörung (Hämophilie) leiden.
Bei einer akut auftretenden Lebererkrankung sowie einer akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse oder Gallenblase sollten Sie besser auf Omega-3-Präparate verzichten.
Vor einer Operation müssen Omega-3-Fettsäure-Präparate möglicherweise niedriger dosiert oder ganz abgesetzt werden. Bitte besprechen Sie dies mit Ihrem behandelnden Arzt.
Taurin kann die Anfallshäufigkeit verringern
Wirkweise von Taurin bei Epilepsie
Taurin spielt eine wichtige Rolle für die Entwicklung des zentralen Nervensystems und fungiert als Botenstoff, der Reize zwischen den Nerven weiterleitet. Bei manchen Epilepsiepatienten sind die Taurinspiegel im Blut erhöht, während sie im Gehirn erniedrigt sind. Es ist allerdings noch unklar, ob Taurin auch im Gehirn seine Wirkung entfalten und die Behandlung von Epilepsie unterstützen kann. Da Taurin die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden kann, muss es im Gehirn selbst gebildet werden. In Tierstudien zeigte sich, dass Taurin bei Epilepsie sowohl krampflösende als auch krampffördernde Effekte haben kann.
Es gibt ältere kleinere Studien, die zeigen, dass Taurin bei einigen Kindern mit Epilepsie die Häufigkeit von Krampfanfällen reduzieren konnte - bei anderen jedoch nicht. Allerdings hielten die positiven Effekte in den Studien oft nicht lange an. Es bedarf weiterer Untersuchungen, um die Wirkung von Taurin bei Epilepsie abschließend zu beurteilen. Derzeit werden verschiedene Taurin-Formen getestet, die potenziell besser ins Gehirn aufgenommen werden können.
Dosierung und Einnahmeempfehlung von Taurin bei Epilepsie
Bei Epilepsie kann Taurin versuchsweise in einer Dosierung von 100 bis 500 Milligramm täglich eingenommen werden. Es empfiehlt sich, Taurin zusammen mit einer Mahlzeit und ausreichend Flüssigkeit einzunehmen.
Info
In einigen Fällen führte der Konsum großer Mengen von Energy-Drinks, die neben Koffein und Guarana auch Taurin enthalten, zu Krampfanfällen. Es ist jedoch noch unklar, welcher Inhaltsstoff hierfür verantwortlich ist. Daher sollten Sie besser keinen Alkohol oder koffeinhaltige Getränke konsumieren, wenn Sie Taurin einnehmen.
Taurin: Was ist in Schwangerschaft, Stillzeit und bei Vorerkrankungen zu beachten?
Da keine ausreichenden Informationen zur Wirkung von Taurin während der Schwangerschaft und Stillzeit vorliegen, sollten Sie in dieser Zeit vorsichtshalber auf die Einnahme von Taurinpräparaten verzichten.
Diabetiker sollten bei der Einnahme von Taurin vorsichtig sein, da Taurin den Blutzuckerspiegel senken und somit zu einer Unterzuckerung führen kann.
Für Personen mit Nierenerkrankungen ist Taurin in hohen Dosen nicht empfehlenswert, da kranke Nieren Taurin nicht richtig ausscheiden können, was zu einem Überschuss und starkem Schwindel führen kann.
Dosierungen auf einen Blick
Empfohlene Tagesdosis bei Epilepsie | |
|---|---|
Vitamine | |
Vitamin B6 | 5 bis 100 Milligramm (mg) (bei mehr als 25 Milligramm ärztliche Rücksprache erforderlich) |
Vitamin E | 20 bis 50 Milligramm (nach ärztlicher Absprache bis zu 270 Milligramm) |
Folsäure | 100 bis 800 Mikrogramm (µg) |
Mineralstoffe | |
Zink | 10 bis 15 Milligramm |
Selen | 50 bis 100 Mikrogramm |
Sonstige | |
Omega-3-Fettsäuren | 1.500 bis 2.500 Milligramm |
Taurin | 100 bis 500 Milligramm |
Sinnvolle Laboruntersuchungen auf einen Blick
Empfehlenswerte Blutuntersuchungen bei Epilepsie | |
|---|---|
Normalwerte | |
Oxidativer Stress Malondialdehyd Blutserum: Urin: |
0,36 bis 1,4 Mikromol pro Liter (μmol/l) 0,2 bis 1,45 Mikromol pro Millimol (mmol) Kreatinin |
Vitamin B6 (Vollblut) |
11,3 bis 22,5 Mikrogramm pro Liter (µg/l) |
Folsäure (Erythrozyten) |
250 bis 400 Mikrogramm pro Liter |
Omega-3-Index | über 8 Prozent (%) |
Es gelten die Angaben der jeweiligen Labors
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Unterstützung von Medikamenten durch Mikronährstoffe
Vitamin D zur Vorbeugung von Knochenschäden infolge von Epilepsie-Medikamenten
Epilepsie-Medikamente können den Vitamin-D-Haushalt beeinträchtigen. Der Körper benötigt Vitamin D, um Calcium in die Knochen einzulagern. Ein Vitamin-D-Mangel führt zu brüchigen Knochen. Bei Personen, die über einen längeren Zeitraum Antiepileptika einnehmen, besteht ein erhöhtes Risiko für Knochenschäden und Knochenbrüche (Osteoporose). Dies betrifft insbesondere die Wirkstoffe Carbamazepin (Tegretal® oder Timonil®), Phenytoin (Phenhydan®, Zentropil®) oder Valproinsäure (Convulsofin®, Ergenyl®).
Erste Studienergebnisse deuten darauf hin, dass Epilepsiepatienten, die zusätzlich zu Antiepileptika Vitamin-D-Präparate einnehmen, eine verbesserte Knochendichte und -stabilität aufweisen. Daher wird empfohlen, begleitend zu Epilepsie-Medikamenten täglich 4.000 Internationale Einheiten Vitamin D zu ergänzen.
Epilepsie-Medikamente erhöhen den Homocysteinspiegel
Epilepsie-Medikamente mit Wirkstoffen wie Carbamazepin (Tegretal® oder Timonil®) oder Phenytoin (Phenhydan®, Zentropil®) können die Aufnahme und Verwertung von Folsäure und Vitamin B12 beeinträchtigen. Dies führt bei vielen Epilepsiepatienten zu erhöhten Homocysteinwerten. Homocystein kann die Blutgefäße schädigen und somit zur Gefäßverkalkung beitragen. Vitamin B6, Vitamin B12 und Folsäure sind am Abbau von Homocystein beteiligt. Möglicherweise kann die Einnahme dieser Vitamine diesen Nebenwirkungen entgegenwirken.
Um Herz und Blutgefäße während der Epilepsiebehandlung zu schützen, ist eine tägliche Einnahme von 5 Milligramm Vitamin B6, 500 Mikrogramm Vitamin B12 sowie 400 bis 800 Mikrogramm Folsäure ratsam.
Antioxidantien können Schäden durch freie Radikale bei Antiepileptika-Einnahme reduzieren
Bei Epilepsiepatienten ist oxidativer Stress oft erhöht, was auch auf die Einnahme von Epilepsie-Medikamenten zurückzuführen sein kann. So wiesen beispielsweise in einer Beobachtungsstudie Epilepsiepatienten, die mit dem Wirkstoff Valproinsäure (Convulsofin®, Ergenyl®) behandelt wurden, niedrige Konzentrationen an Vitamin E (Alpha-Tocopherol) auf.
Um oxidativem Stress durch Epilepsie-Medikamente entgegenzuwirken, kann die zusätzliche Einnahme von Antioxidantien sinnvoll sein. Hierfür empfiehlt sich beispielsweise eine tägliche Dosis von 50 Milligramm Vitamin E, 200 bis 500 Milligramm Vitamin C, 15 Milligramm Zink und 50 bis 100 Mikrogramm Selen.