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Nächtlicher Heißhunger auf Süßes

Bayern 1

Die exakten wissenschaftlichen Gründe für unsere Verlangen nach Süßem sind, so erklärt Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern, nicht eindeutig zu klären. Dies liegt primär daran, dass unsere heutige Ernährungsweise durch die immense Auswahl an Lebensmitteln, die schiere Menge der täglich konsumierten Nahrung und den widespread Einsatz von Geschmacksverstärkern derart stark verändert ist, dass es für wissenschaftliche Untersuchungen praktisch unmöglich wird, eine repräsentative Gruppe zu finden, die sich einer „normalen' Diät mit einem „normalen' Geschmacksprofil unterzieht. Folglich können lediglich Theorien über die Ursprünge des Süßhunger-Drangs aufgestellt werden.

Ist ein Zink- oder Magnesiummangel schuld am Appetit auf Süßes?

Diese Vermutung ist unwahrscheinlich. Zwar liest man häufig, dass ein Mangel an Magnesium und Zink, oder ein Natriumdefizit, die Ursache für die Lust auf Schokolade oder Chips sein soll. Daniela Krehl äußert jedoch Skepsis gegenüber dieser Erklärung, da ein solcher Mangel prinzipiell auch durch andere Nahrungsmittel ausgeglichen werden könnte. Trotzdem bleibt die Gier nach „ungesunden' Genüssen bestehen.

Auch salzige Snacks besitzen ein hohes Suchtpotenzial: Wir können oft nicht aufhören, Chips zu essen.

Kann ein Hormon für unsere Gelüste verantwortlich gemacht werden?

Einige Wissenschaftler führen den ungezügelten Appetit auf Süßigkeiten auf das Hormon FGF21 (Fibroblasten-Wachstumsfaktor 21) zurück. Forscher der Universität Kopenhagen haben beobachtet, dass dieses Hormon bei Personen, die gerne Süßes essen, vermehrt produziert wird, während es bei anderen Menschen weniger präsent ist. Die Wissenschaftler Matthew Gillum und Niels Grarup verglichen die genetischen Veranlagungen von 6.500 Probanden mit deren Essgewohnheiten. Sie stellten fest, dass Personen mit einer genetischen Prädisposition zur FGF21-Produktion mit einer um etwa 20 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit eine Vorliebe für Süßes entwickeln als andere Teilnehmer. Dennoch betonen die Forscher, dass die Ursachen für Süßgelüste nicht allein auf das Hormon FGF21 zurückgeführt werden können.

Süßgelüste sind ein erlerntes Phänomen

Laut Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern ist unsere Beziehung zu süßen Speisen überwiegend erlernt. Wir greifen zu Süßem, wenn wir unter Stress stehen, uns selbst belohnen möchten oder manchmal auch aus reiner Langeweile. Infolgedessen scheint der Konsum von Süßigkeiten eher psychologische als biologische Gründe zu haben. Der Genuss von Süßem ist schlichtweg ein antrainiertes Verhaltensmuster, welches wir, laut Krehl, auch wieder ablegen können.

Personen, die bereits in ihrer Kindheit häufig sehr süße Lebensmittel konsumiert haben, tendieren dazu, auch später noch nach noch intensiveren süßen Geschmacksrichtungen zu suchen. Abhängig von der Menge und Art der konsumierten Nahrungsmittel variiert auch unser Empfinden für Süße erheblich. Doch auch diese Präferenz, so Krehl, kann positiv beeinflusst werden.

Trockenfrüchte anstelle von Gummibärchen - Gelüste umlenken

Gummibärchen liefern ausschließlich sogenannte leere Kalorien, da sie im Wesentlichen nur aus Zucker bestehen. Sie versorgen unseren Körper zwar sehr schnell mit viel Energie, diese ist jedoch nur von kurzer Dauer. Der Grund dafür ist, dass Gummibärchen keinerlei Vitalstoffe wie Vitamine, Mineralien oder sekundäre Pflanzenstoffe enthalten, wie Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern erläutert.

Eine deutlich vorteilhaftere Alternative zu Gummibärchen stellen Trockenfrüchte dar. Bei der industriellen Trocknung wird den Früchten das vorhandene Wasser entzogen, wobei jedoch wertvolle Inhaltsstoffe erhalten bleiben. Durch den Trocknungsprozess werden Mineralien und Vitamine sogar konzentriert, was ihren Gehalt im Vergleich zu frischem Obst erheblich steigert. Bevor Sie also zur Tüte Gummibärchen greifen, versuchen Sie doch einmal - in Maßen - auf gesündere Trockenfrüchte auszuweichen.

Es ist jedoch wichtig, auch Trockenfrüchte nur in geringen Mengen zu verzehren, da auch sie einen hohen Zuckergehalt aufweisen. Beim Trocknen konzentriert sich nämlich auch der natürliche Fruchtzucker. Eine Portion (eine Handvoll) getrocknete Aprikosen enthält beispielsweise dreimal so viel Zucker wie eine Portion (eine Handvoll) frische Aprikosen. So kann sich eine vermeintlich gesunde Option schnell als wahre Zuckerbombe entpuppen.

Die Festlegung einer täglichen Süßigkeiten-Portion ist hilfreich

Für unsere Expertin ist es vollkommen akzeptabel, gelegentlich eine kleine Menge Schokolade oder Gummibärchen zu genießen. Sie empfiehlt, sich eine tägliche Ration an Süßigkeiten abzuteilen, um genau zu wissen, wie viel man davon konsumiert und den Überblick nicht zu verlieren.

Wie viele Süßigkeiten pro Tag sind angemessen?

Was stellt eine sinnvolle Tagesration an Süßigkeiten dar? Krehl rät zu einer Menge, die in zwei Hände passt. Dies bedeutet, dass Kinder mit kleineren Händen eine etwas geringere Menge erhalten und Erwachsene entsprechend mehr. Rein rechnerisch entspricht dies nicht mehr als zehn Prozent des täglichen Energiebedarfs. Für eine erwachsene Frau wären das etwa 200 Kalorien, für Männer etwas mehr.

Teilen Sie Ihre Tagesration so ein, dass am Ende noch etwas Süßes übrig bleibt, wenn Sie einen starken Heißhunger darauf verspüren. Nehmen Sie sich dann ausreichend Zeit, um die Süßigkeiten bewusst zu genießen - und nicht nebenbei vor dem Computerbildschirm oder dem Fernsehgerät.

Haben Sie ebenfalls eine Frage bezüglich Ihres persönlichen Wohlbefindens? Wir würden uns freuen, wenn Sie uns diese als Sprachnachricht an die Nummer +49 151 19589000 senden - oder uns einfach hier einen Kommentar hinterlassen.

https://www.ardaudiothek.de/episode/besser-leben-der-bayern-1-nachhaltigkeitspodcast/welche-schokolade-kann-ich-mit-gutem-gewissen-kaufen/bayern-1/94182716/